Sie erlebten den Krieg in Syrien und hofften, in der Türkei Sicherheit zu finden. Doch jetzt stehen viele syrische Flüchtlinge erneut vor den Trümmern ihrer Existenz. Eine Reportage.
Antakya. Es riecht nach Zementstaub, dem so typischen Geruch massiver städtischer Zerstörung, wie bei einem Krieg oder eben auch nach einem Erdbeben. Ein Bagger versucht in der umliegenden Schuttwüste Antakyas ein wenig Ordnung zu schaffen, zwischen Beton, Stahl und den persönlichen Erinnerungen so vieler Menschen. Jemand hat eine zerbrochen Vitrine an den Straßenrand gestellt, darauf zahlreiche Fotos und Alben, die in dem Schutt gefunden werden; falls die Besitzer noch einmal vorbeikommen und nach irgendetwas suchen, das sie an die einstigen Bewohner dieser Häuser erinnert. Wenn die Menschen, denen die lachenden Gesichter auf den Bildern von Familienfeiern und Schulklassen gehören, überhaupt noch leben.
Manchmal zieht noch Leichengeruch über das kleine Zeltlager in der Innenstadt Antakyas, jener Stadt, die einst über 300.000 Menschen beherbergte und von der praktisch nichts mehr übrig ist. Es besteht aus ungefähr 40 Zelten, die vom türkischen Katastrophenschutz aufgebaut wurden. Und da sitzen sie: Dutzende Familien und warten apathisch vor ihren Zelten darauf, was dieser Tag bringen mag. Sie haben überlebt, auch wenn sie das selbst oft nicht als ein Privileg betrachten – und sie sind traumatisiert.