Neues Buch

„Das Unzeitgemäße verweigert sich demonstrativ dem Zeitgeist“

„Lauter Lügen und andere Wahrheiten“ von Konrad Paul Liessmann: kluge Einwürfe zu Themen von Cancel Culture bis zu Klimaklebern.

Es muss nicht immer gleich ChatGPT her, um den Geist zu prüfen. Nehmen wir, gewissermaßen als rohe Vorstufe der sogenannten künstlichen Intelligenz, eine schlichte Suchmaschine. Und suchen wir in Konrad Paul Liessmanns Buch „Lauter Lügen“ nach dem Vorkommen anderer namhafter Philosophen. Ergebnis: Hegel kommt drei Mal vor, Schopenhauer vier Mal, Marx sieben Mal, Kant elf Mal (zunächst von der Maschine erzielte Treffer wie „Kantone“ oder „riskant“ natürlich nicht inkludiert). Dann kommt er aber: Friedrich Nietzsche, 35 Mal.

Wer Liessmann kennt (und schätzt), den wundert's nicht. Hat er Nietzsche doch schon 2000 in seiner „Philosophie des verbotenen Wissens“ geehrt, hat er doch zuletzt dessen „Nachtlied“ eine zutiefst musikalische Monografie gewidmet. Nietzsche sei „der Denker unserer Tage“, schreibt er in einem der nun versammelten Essays – und begründet: Nietzsche habe eingesehen, dass Sprache „immer schon eine Verfälschung der Wirklichkeit darstellt“. Tatsächlich, das widerspricht schön der von Liessmann als „einer der verhängnisvollsten Gemeinplätze der Gegenwart“ verurteilten Idee, dass Sprache erst Wirklichkeit schaffe. Die ja hinter den skurrilen Säuberungsaktionen steht, der die Sprache heute unterzogen werden soll.

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