ORF-Finanzierung

Ex-ORF-Chef Wrabetz über Haushaltsabgabe: "Brandgefährlich"

Wrabetz 2021 kurz vor seiner Ablöse durch Roland Weißmann.
Wrabetz 2021 kurz vor seiner Ablöse durch Roland Weißmann.(c) Die Presse
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Die Medienministerin habe bei der Finanzierung des ORF "den schwierigsten Weg gewählt", sagt Alexander Wrabetz. Das sei "brandgefährlich für den ORF" - und die ÖVP würde damit "ein Thema für die FPÖ" hochspielen.

Alexander Wrabetz wurde als ORF-Chef (von 2006 bis 2021) vielfach interviewt. Im aktuellen "Profil" erlebt man ihn als Interviewer mit durchwegs interessanten Fragen. Er wollte vom scheidenden Profil-Chefredakteur Christian Rainer einiges wissen - und sagte dabei auch selbst viel. 

Dabei führte er das Gespräch ausgehend von einem zeitgemäßen Journalismus ("wer weiß, welche Printprodukte es in zehn Jahren noch geben wird") über Rainers Medienpräsenz ("Aber die Eitelkeit ist nicht ganz verschwunden, oder?" und "Hast du dir in puncto Selbstdarstellung gar nichts vorzuwerfen?") bis hin zur Aufgabe der Medien ("War das nicht schon immer eine Selbstüberhöhung: die Presse als vierte Säule?") und Rainers Zukunft ("Du könntest in die Politik gehen").

Auch die Finanzierung des ORF kam zur Sprache, wobei Wrabetz sehr deutliche Worte zu den aktuellen Plänen der Regierung fand. Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) plant ja die Einführung einer Haushaltsabgabe statt der GIS-Gebühr. Wrabetz dazu: "Sie hat den schwierigsten Weg gewählt, um die zukünftige Finanzierung zu gestalten."

In Deutschland habe die Einführung einer Haushaltsabgabe drei Jahre gedauert: "So etwas in ein paar Monaten durchzupeitschen, ist brandgefährlich für den ORF und sein Publikum und wichtige gesellschaftliche Bereiche wie Kultur, Film oder Sport." Nicht erklärbar für Wrabetz sei, warum die ÖVP "mit dem Motto 'der ORF muss bluten' ein Thema für die FPÖ" hochspiele.

Die Pläne für eine geräteunabhängige Haushaltsabgabe anstatt der GIS-Gebühr für den ORF werden derzeit stark diskutiert. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Unique-research ergab aktuell, dass 58 Prozent der Bevölkerung eine Haushaltsabgabe ablehnen.

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