Nahost-Konflikt

Schock nach Gewaltwelle im Westjordanland

APA/AFP/RONALDO SCHEMIDT
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Als Rache für einen Terroranschlag setzten radikale Siedler Häuser von Palästinensern in Brand. Die Lage droht zu eskalieren.

Derart dramatische Bilder aus dem Westjordanland hat es lang nicht mehr gegeben. Die Fotos zeigen ein Dorf im Flammenmeer, verrußte Innenräume ausgebrannter Häuser und die angstverzerrten Gesichter der Bewohner. Die Bilder stammen aus dem palästinensischen Dorf Hawara südlich der Stadt Nablus: Rund 400 radikale israelische Siedler waren dort in der Nacht auf Montag eingefallen, um sich für einen palästinensischen Terroranschlag zu rächen. Sie brannten mindestens 15 Häuser nieder, zündeten 25 Autos an und töteten einen Palästinenser. Rund hundert weitere wurden verletzt. Von einem „Pogrom“ sprach Merav Michaeli, die Vorsitzende der israelischen Arbeitspartei. Ahmad Tibi, der Chef der arabisch-israelischen Ta'al-Partei, wählte noch drastischere Worte: „Kristallnacht in Hawara“, tweetete er auf Deutsch.

Die Ausschreitungen sind die bislang letzte Stufe einer Eskalationsspirale, die sich seit Monaten unerbittlich dreht. Seit einer Reihe palästinensischer Terroranschläge im vergangenen Frühjahr führt Israels Armee regelmäßig Razzien im Westjordanland durch. Immer wieder werden dabei Palästinenser, die Widerstand leisten, erschossen. Vergangenen Donnerstag starben bei einem solchen Einsatz elf Menschen. Wohl zur Vergeltung erschoss ein Palästinenser am Sonntag zwei junge israelische Männer nahe Hawara in ihrem Auto. Am selben Abend verabredeten sich radikale Siedler zu einem „Protest“ – der in besagte Gewaltorgie ausartete.

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