Während Christian Thielemann Wiens Philharmoniker zum ersten Mal nach New York führt, hoffen viele Berliner auf seine Heimkehr.
Die jüngste, dem Publikum hörbar willkommene Ballung von philharmonischen Konzerten unter Christian Thielemanns Leitung hat wieder die Frage virulent werden lassen, wie es denn um die künftige Präsenz dieses Dirigenten in Wien bestellt sein könnte. Vor allem, was die Staatsoper betrifft, wo er schmerzlich fehlt. Zwar heißt es, es gäbe Pläne auch jenseits der Übernahme der österlichen „Lohengrin“-Produktion aus Salzburg – szenisch für Wien übrigens die dritte missglückte Produktion dieses Werks in Folge! Wie ausgegoren diese Pläne sein mögen, fragt man sich aber nicht nur wegen der längst fixierten Neuinszenierung von Wagners „Ring des Nibelungen“ an der Mailänder Scala, die den Dirigenten bis 2025 für vier Premieren bindet. Zwar geht Thielemanns Dresdner Amtszeit zu Ende. Doch wie wird das Ringen um die Nachfolge Daniel Barenboims in Berlin ausgehen?
Dort köchelt in der Gerüchteküche, dass die städtische Kulturpolitik anders als ein großer Teil der Musiker der Staatskapelle und des Publikums wenig erbaut über den Gedanken an eine Heimholung des weltberühmten Berliner Künstlers sei. Doch der von Barenboim selbst und vielen Journalisten favorisierte Thomas Guggeis scheint mit seinen nicht einmal 30 Jahren doch allzu unerfahren, um einem Kaliber wie Thielemann vorgezogen zu werden; zumal er eben erst seinen Posten als GMD der Oper Frankfurt angetreten hat. Weitaus schärfere Konkurrenz könnte aus Rom kommen: Dort hat Antonio Pappano seine Leitungsfunktion bei der Accademia di Santa Cecilia aufgegeben. Er ist als Konzertdirigent ebenso firm wie – nach zwei Jahrzehnten Amtszeit am Londoner Covent Garden – in der Oper. Der jüngst verstorbene Intendant Jürgen Flimm meinte schon vor Jahren, man würde Pappano den roten Teppich ausrollen, würde er sich für Berlin entscheiden. Die Spannung steigt. Was es für Wien hieße, wenn doch Thielemann das Rennen machte, kann man sich jedenfalls leicht ausrechnen . . .