Italien

Alexander Pereira tritt als Opernintendant in Florenz zurück

Alexander Pereira
Alexander PereiraAPA/FRANZ NEUMAYR
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Der 75-Jährige soll bald von der Florentiner Staatsanwaltschaft vernommen werden, es geht um Veruntreuung und Unterschlagung. Er sei ständigen Angriffen ausgesetzt gewesen, besonders von der Presse, sagt Pereira.

Alexander Pereira hat die Leitung der Oper "Maggio Musicale Fiorentino" in Florenz zurückgelegt. Der österreichische Kulturmanager reichte beim Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella, der auch Präsident der Stiftung ist, die das Opernhaus verwaltet, am Montagabend seinen Rücktritt ein, wie italienische Medien berichteten.

Der 75-jährige Manager, der seit 2019 das renommierte Theater leitet, zog somit die Konsequenzen einer gegen ihn laufenden Untersuchung der Florentiner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Veruntreuung von Geldern des Theaters und Geldunterschlagung. Medien zufolge hatte der Florentiner Bürgermeister Pereira bei einem Treffen am Freitag zum Rücktritt aufgefordert.

„Ständig Angriffe“ von der Presse

Pereira erklärte seinen Rücktritt mit privaten Gründen: "Abgesehen davon, dass ich eine sehr schwierige Aufgabe hatte, war ich ständig Angriffen innerhalb und außerhalb des Theaters ausgesetzt, insbesondere von der Presse. Ich hatte also nie einen ruhigen Moment, und diese Situation hat dazu geführt, dass ich 20 Kilo abgenommen habe und Anfang Dezember in eine gesundheitliche Krise geriet", erklärte Alexander Pereira in einem Brief an Nardella.

Er habe während seiner Amtszeit als Intendant die Zustimmung des Publikums und der Künstler erhalten. "Die Kräfte, die gegen mich gearbeitet haben, wollten dies jedoch nie berücksichtigen. Es tut mir leid, dass nach so vielen Jahren der Arbeit an den großen Theatern in Wien, Zürich, Salzburg und Mailand diese Erfahrung in Florenz so traurig geworden ist, dass ich keine Lust mehr habe, sie fortzusetzen", schrieb Pereira.

Die Vorwürfe: Veruntreuung und Unterschlagung

Der Kulturmanager soll in den nächsten Tagen von der Florentiner Staatsanwaltschaft vernommen werden. Neben Veruntreuung wirft die Staatsanwaltschaft Pereira auch Geldunterschlagung im Zusammenhang mit der Verwendung eines Teils eines Fonds in Höhe von 35 Mio. Euro vor, der von der Regierung in Rom zur Tilgung der in den vergangenen 15 Jahren angesammelten Schulden des Theaters ausgezahlt wurde.

Pereiras Anwalt unterstrich kürzlich, dass circa 60.000 Euro Ausgaben unter die Lupe genommen werden, dabei habe sein Mandant etwa zehn Millionen Euro an Sponsorengeldern zugunsten des Theaters gesammelt. Er sei bereit, der Staatsanwaltschaft weitere Informationen zu liefern. Pereira betonte, er arbeite "jeden Tag für das Wohl des Theaters".

Eine „Geste von großem Verantwortungsbewusstsein"

Der Bürgermeister von Florenz dankte Pereira für seinen Rücktritt. "Diese Geste ist von großem Verantwortungsbewusstsein, Verbundenheit mit dem Theater und Sensibilität geprägt", so Nardella. Pereiras "schwierige Entscheidung" verringere keinesfalls "die absolut positive Bewertung über die relevante Arbeit, die in diesen harten, von der Pandemie geprägten Jahren geleistet wurde, in denen Pereira dem künstlerischen Programm des Maggio Musicale Fiorentino einen echten Aufschwung gegeben hat", erklärte der Bürgermeister in einem Schreiben.

Am Dienstag ist ein Treffen zwischen Nardella, dem Aufsichtsrat der Stiftung, die das Opernhaus leitet und Pereira geplant. "Dabei werden wir gemeinsam die nächsten Schritte bewerten", betonte der Bürgermeister. Der Wiener Kulturmanager war seit 2019 Intendant des Maggio Musicale Fiorentino. Davor war er Intendant der Mailänder Scala, von 2012 bis 2014 war er Intendant der Salzburger Festspiele.

(APA)

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