Die Ich-Pleite

Singles leben also kürzer

Carolina Frank
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Als skeptischer Single fragt man sich: Sind das Qualitätsjahre, in denen ich mit dem Rollator ins Kaffeehaus düsen und meine Freundinnen treffen kann, oder wartet zu Hause ein riesengroßer Vorwurf auf mich?

Wer gerade Single ist, sollte diese Kolumne nicht lesen. Es könnte zu unangenehmen Gefühlen führen. Womöglich sogar zu Aggressionen der Kolumnistin gegenüber. Obwohl sie nur die Botin ist. Die Botschaft kommt von der Wissenschaft. Ich weiß nicht warum, aber die Forschenden haben offenbar einen Narren an der Frage gefressen: Leben Menschen in Paarbeziehung länger? Die übereinstimmende Antwort lautet: Ja. Vor allem, wenn es sich um Männer handelt. Der Ring am Finger reduziert ihr Sterberisiko um ein Viertel. Egal, ob es sich um Herzinfarkt oder Krebs handelt.

Und wenn sie intelligente Frauen geheiratet haben, heißt es in einer HarvardStudie, werden sie auch später dement. Da könnten wir jetzt sagen: Wir haben es immer schon gewusst. Oder: Das ist die Rache dafür, wenn man bei der Partnerwahl nur auf große Busen und lange Beine schaut.

Aber das macht doch heutzutage sowieso niemand mehr. Dieselbe Studie besagt auch, dass Männer von intelligenten Frauen nicht nur länger leben, sondern auch länger glücklich sind. Vielleicht nur, weil sie nicht dement werden. Der durchschnittliche Verheiratet-Bonus beträgt beim Mann jedenfalls neun Lebensjahre. Bei Frauen nur sieben. Jetzt könnte man sagen: Sieben Lebensjahre sind auch nicht wenig. Aber als skeptischer Single fragt man sich: Sind das Qualitätsjahre, in denen ich mit dem Rollator ins Kaffeehaus düsen und meine Freundinnen treffen kann, oder wartet zu Hause ein riesengroßer Vorwurf auf mich? Forscher haben übrigens herausgefunden, dass es auch bei Tieren Arten gibt, die sich fürs Singledasein entscheiden. Etwa das Erdferkel oder das Streifenbackenhörnchen, obwohl sie dafür mit einer niedrigeren Lebenserwartung bezahlen müssen. Sie werden wohl ihre Gründe haben.

("Die Presse Schaufenster" vom 24.02.23)

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