Zensur?

Warnhinweis für "James Bond"-Romane

Ian Fleming 1958.
Ian Fleming 1958.(c) imago images/Mary Evans (Rights Managed via www.imago-images.de)
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Die Reihe von Ian Fleming feiert bald ihren 70. Geburtstag. Einige Begriffe sollen entfernt oder geändert werden, es kommt ein Warnhinweis. Der Fleming-Biograf: "Das riecht nach Zensur“.

Kurz nach der Diskussion um Änderungen bei den Kinderbüchern des prominenten Kinderbuchautors Roald Dahl gibt es nun auch eine Kontroverse um die Bücher von Ian Fleming. Doch: Wie vergleichbar sind die Fälle? Während bei Dahl vor allem Änderungen an Wörtern wie "fett", "hässlich" oder "verrückt“ für Unverständnis sorgten (>>> Muss das Wort "fett" verschwinden?), geht es bei Fleming um rassistische Inhalte.

Anlass der Änderungen ist eine englischsprachige Neuauflage der "James Bond"-Romane zum 70. Jubiläum der Buchreihe. "Einige rassistische Wörter, die jetzt wahrscheinlich großen Anstoß erregen", habe man geändert, gab der Rechteverwalter (Ian Fleming Publications, das Unternehmen befindet sich im Besitz von Flemings Nachfahren) bekannt, "wobei so nah wie möglich am Originaltext und der Zeit festgehalten wurde."

Die Bücher der Neuauflage sollen zudem den Warnhinweis enthalten, dass die Romane in einer Zeit geschrieben wurden, als manche Begriffe und Einstellungen alltäglich waren, die heutzutage als problematisch empfunden werden könnten. Nach Informationen des britischen "Independent" wurden insbesondere heute verpönte Bezeichnungen für Schwarze ausgetauscht. Flemings zweifelhafte Ansichten über Ostasiaten sollen aber weiter in den Büchern zu finden sein. Auch an der Homosexualität als "hartnäckigem Makel" oder "hartnäckige Behinderung“ ("stubborn disability") wollten die Herausgeber offenbar nichts ändern, wie auch am "süßen Hauch der Vergewaltigung".

Ist sakrosankt, was ein Autor zu Papier bringt?

Die Änderungen, über die zunächst der "Telegraph" berichtet hatte (diese britische Zeitung brachte kürzlich auch die Änderungen an den Kinderbüchern von Roald Dahl ans Tageslicht) sind unter "James Bond"-Fans umstritten. Gegen die James-Bond-Bearbeitungen wurde eine Online-Petition gestartet. Auch Fleming-Biograf Andrew Lycett äußerte sich kritisch. "Es ist niemals gut, das zu verändern, was ein Autor geschrieben hat. Das riecht nach Zensur", schrieb Lycett in "The Independent". Zwar würden einige Passagen in den "James Bond"-Romanen nicht mehr zeitgemäß wirken. "Trotzdem bin ich fest überzeugt, dass das, was ein Autor zu Papier bringt, sakrosankt ist und nicht verändert werden sollte. Es ist Zeugnis der Einstellungen des Autors - und der Gesellschaft - zu einem bestimmten Zeitpunkt, egal ob es Shakespeare, Dickens oder Ian Fleming ist."

Bei "Live And Let Die“ stimmte Fleming zu

Ian Fleming Publications teilte mit, man habe für die Änderungen die US-Ausgabe des 1954 erschienenen Romans "Live And Let Die" ("Leben und sterben lassen") als Vorlage genommen. Fleming selbst habe damals Änderungen für die amerikanische Veröffentlichung zugestimmt, weil einige Begriffe in dem Roman "schon Mitte der 1950er-Jahre in Amerika problematisch waren". Nach diesem Vorbild sei man nun auch bei den anderen Büchern vorgegangen. Einige blieben gänzlich unverändert, darunter Ian Flemings 007-Debüt "Casino Royale" von 1953.

Lycett vermutet auch finanzielle Beweggründe bei den Verlagen. So wird für Ian Fleming Publications die Zeit knapp. Im Jahr 2034, 70 Jahre nach dem Tod von Autor Fleming, laufen die Urheberrechte ab. Dann wird "James Bond" gemeinfrei und jeder kann die Romane in jeglicher abgeänderter Form veröffentlichen.

(APA/dpa/red.)

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