Fifa-Wahl

Wenn sich Alaba für Messi rechtfertigen muss

David Alaba
David AlabaAPA/AFP/JAVIER SORIANO
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Fans von Real Madrid empörten sich, dass auch ÖFB-Kapitän David Alaba Lionel Messi zum Weltfußballer nominierte. Argentiniens Superstar ließ die kitschige Show über sich ergehen und seine Zukunft weiter offen.

Paris. Diesmal war es gewissermaßen außer Frage gestanden, es konnte keinen anderen Weltfußballer als Lionel Messi geben. Nicht nach dieser WM, nach diesen Auftritten des 35-Jährigen und dem so lang ersehnten Titel für Argentinien. Die Jury aus Teamchefs, Kapitänen der Fifa-Mitgliedsverbände und ausgewählten Fans wie Journalisten folgte der Annahme. Sie setzte Messi (52 Punkte) klar vor den Franzosen Kylian Mbappé (44) und Karim Benzema (34) auf Platz eins – zum siebenten Mal in seiner Karriere.

Und doch offenbarte die Fifa-Wahl auch diesmal ihr Empörungspotenzial. Mittendrin: David Alaba. Auch er hatte in seiner Rolle als ÖFB-Kapitän für Messi votiert, was ihm die Anhänger von Real Madrid prompt zum Vorwurf machten. Die hätten seine Stimme lieber für seinen Klubkollegen Benzema gesehen, auf Twitter trendete kurzzeitig sogar der Hashtag #AlabaOut und es kam auch zu rassistischen Anfeindungen. „Die Nationalmannschaft Österreichs hat bei diesem Award als Team gewählt, nicht ich alleine“, rechtfertigte sich der 30-Jährige sodann in den sozialen Medien. „Jeder im Mannschaftsrat kann abstimmen, und so ist es entschieden worden. Jeder weiß, vor allem Karim, wie sehr ich ihn und seine Leistungen bewundere“, schrieb Alaba.

Die Real-Stars hatten wohl geahnt, dass sie nur Staffage bei der von Fifa-Präsident Gianni Infantino inszenierten Messi-Show sein würden und blieben dem künstlich aufgemotzten Trubel in Paris gleich ganz fern. Das internationale Echo war nüchtern: Messi, wer sonst. Mit 54 Torbeteiligungen im Jahr 2022, darunter auch die meisten eines Spielers bei der WM (sieben Treffer, drei Assists), führte er den argentinischen Siegeszug an. Denn auch Torhüter Emiliano Martinez sowie Teamchef Lionel Scaloni wurden zu den besten ihrer Zunft gewählt.

Skurrile Szenen

Messi selbst ließ das Brimborium mehr oder weniger über sich ergehen. Ein halbes Dutzend Begleiter, groß von Statur und muskelbepackt, schob ihn nach dem Gala-Akt förmlich über den grünen Filzteppich. Von keinem Verteidiger hätte sich der Argentinier auf dem Rasen in Trippelschritten so vor sich herjagen lassen. Vorneweg ein Bodyguard mit einem Köfferchen. Wohlverwahrt darin: Die Trophäe für den laut Infantino „offiziell besten Spieler der Welt“.

Der Weltmeister sprach dann noch ein paar freundliche Worte vor den von seinen Begleitern ausgewählten Kameras („Es ist eine Ehre“) und verschwand in die Pariser Nacht. Im Saal herrschte der Charme eines Familientreffens mit in die Jahre gekommenen Onkeln wie Roberto Carlos oder Alessandro del Piero.

Emotional eröffnet mit einer Posthum-Ehrung für Pelé beschlich manchen Beobachtern das Gefühl, dass es das letzte Mal gewesen sein dürfte, dass der inzwischen 35-jährige Messi zum Weltfußballer gekürt wurde. Langzeitrivale Cristiano Ronaldo ist schon im Fußball-Exil in Saudiarabien, sein Name tauchte im Fifa-Zirkel nicht mehr auf. Auch bei Messi stellt sich die Frage, wohin die Reise gehen wird. Sein Vertrag bei PSG läuft im Sommer aus, Barcelona oder die USA kursieren als Optionen. Wird er noch weitere Fußballwunder schreiben? 

(APA/dpa)

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