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Warum Red Bull jetzt sparen muss

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Die Formel 1 grübelt über dem Budget-Rätsel. Helmut Marko hat dafür schon die Red-Bull-Finanzabteilung aufgestockt, und während die tatsächliche Höhe des „Cost Cap“ unklar bleibt, stellt sich die Frage, ob dieser überhaupt wirkt.

Sakhir. Das Haas-Team hat kurzerhand den Kommandostand halbiert. Durch den neuen Boxenmauer-Sitzplan mit nur drei statt sechs Plätzen, will der US-Rennstall in dieser Saison rund 250.000 Dollar an Transportkosten einsparen.

Im Kampf um jeden Cent in der Formel 1 haben die Teams unterschiedlichste Lösungen zur Einsparung der Kosten gefunden. Besonders im Fokus: Konstrukteurs-Weltmeister Red Bull Racing, der für das leichte Überschreiten der Kostengrenze im Jahr 2021 eine Strafe kassiert und nun die eigene Finanzabteilung vergrößert hat.
Red Bull darf 2023 (Saisonauftakt am Sonntag in Bahrain, 16 Uhr, live Sky, Servus TV) unter anderem zehn Prozent weniger Entwicklungszeit im Windkanal absolvieren. „Aus den negativen Erfahrungen haben wir gelernt. Die Finanzabteilung haben wir personell massiv aufgestockt“, erklärt Motorsport-Berater Helmut Marko.

Anders als in der Vergangenheit werden die Ideen der Techniker nun von den Finanzexperten im Team penibel auf die möglichen Kosten gegengecheckt. Dann werde geschaut, was die möglichen Resultate im Verhältnis zum „Cost Cap“ (Kostendeckel) bringen könnten. „Das sind schon fast mathematische und taktische Spiele, die mitberücksichtigt werden müssen“, betonte Marko.

Fairere Bedingungen?

Die Budgetgrenze wurde 2021 eingeführt und betrug 148,6 Millionen Dollar. Sie wurde ins Leben gerufen, um fairere Rahmenbedingungen zu schaffen und das finanzielle Überleben aller zehn Teams zu garantieren. Noch ist das Feld nicht merklich zusammengerückt, vielmehr war die Ernüchterung groß, als sich im Vorjahr, nach Einführung des neuen Technik-Reglements, die Topteams Red Bull, Ferrari und Mercedes wieder absetzen konnten.

Vertreter von kleineren Rennställen wie Haas-Teamchef Günther Steiner sind aber überzeugt, dass ohne „Budget Cap“ das Feld noch weiter auseinander wäre. Außerdem würde es noch einige Jahre dauern bis man in Sachen Infrastruktur aufgeholt habe. Immerhin: Dank des boomenden Geschäfts der Formel 1 – Rekordumsatz 2022: 2,573 Milliarden Dollar – werden immer mehr Teams mit ihren Ausgaben an die Kostenobergrenze herankommen.

Diese sollte eigentlich von Jahr zu Jahr sinken. Auf die entsprechenden Sockelbeträge einigte man sich jedoch zu einem Zeitpunkt, als die hohen Inflationsraten noch nicht absehbar waren. Außerdem schlugen die Teams noch andere Abgeltungen heraus: für jedes Sprintrennen gibt es pro Wochenende 300.000 Dollar zusätzlich, für jedes Rennen nach dem 21. Saison-GP 1,8 Mio. extra.

Die Frage, wo der Deckel tatsächlich liegt, ist somit nicht leicht zu beantworten. Ursprünglich sollte das Ausgabenlimit 2023 auf 135 Mio. Dollar sinken. Inklusive aller Zuschläge, wovon jener für die Inflation den größten Brocken ausmacht, wird es diese Saison aber wohl den höchsten Stand bisher erreichen – und auf über 150 Mio. Dollar klettern.
Nicht unter die Ausgabengrenze fallen die Fahrergehälter, Reisespesen der Angestellten, die Gehälter der teuersten drei Mitarbeiter und Ausgaben für Marketing und Motoren. Die leistungsrelevanten Kosten für Forschung und Entwicklung sind allerdings gedeckelt. Red Bull, Ferrari und Mercedes verfügen über die deutlich größten Budgets im Feld und haben deshalb keine Probleme mit teuren Fahrer-Verträgen. Dahinter folgen mit etwas Abstand McLaren, Aston Martin und Alpine.

Red Bulls Achillesferse

Für Red Bull könnte heuer die zweite Saisonhälfte kritisch werden. Wenn es zu einem Wettrüsten kommt und kritische Ressourcen wie die Windkanalzeit bereits aufgebraucht sind. Die Fähigkeit, die Boliden kontinuierlich weiterzuentwickeln, war immer eine Stärke des Rennstalls, gerade in der Saison 2021 beim ersten Titelgewinn von Max Verstappen. Also in jenem Jahr, in dem der Rennstall den FIA-Experten zufolge zu viel ausgegeben hat.

Die geringsten Mittel im Feld hat Haas, das nun nur noch mit drei Mitarbeitern am Kommandostand die Rennen verfolgen wird. „Da können wir auch zu zehnt sitzen, das macht uns auch nicht schneller“, sagt Teamchef Steiner. „Das Geld stecken wir lieber in die Entwicklung des Autos.“

(ag./joe)

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