Der frühere Ministerpräsident Giuseppe Conte, sein damaliger Gesundheitsminister und weitere Politiker müssen sich vor der Justiz verantworten: Hätten sie im März 2020 die norditalienische Stadt Bergamo abgeriegelt, wären Tausende weniger an Covid gestorben.
Bergamo, das war einst ein Geheimtipp für Italien-Reisende. Von den Palästen und Piazze in „Bergamo Alta“ schwärmte schon Herman Hesse. Heute ist die norditalienische Stadt weltberühmt, aber nicht wegen ihrer Schönheit: Sie ist Symbol für das unermessliche Leid, das die Coronapandemie ausgelöst hat. In Bergamo transportierten im Frühjahr 2020 Militärfahrzeuge die Leichen der Covid-Opfer zu Krematorien. Zu viele Tote gab es, um diese zu begraben. In riesigen Hallen reihten sich die Särge, immer wieder kamen neue dazu. Viele Toten hatten keine Namen.
„Wir sterben wie die Hunde“
Allein im März 2020 starben in Bergamo und Provinz 5100 Menschen, die durchschnittliche monatliche Sterberate lag sonst bei 800 Toten. Tag und Nacht schufteten im Spital überforderte Ärzte und Pfleger, ohne Triage ging es aber nicht. Angehörige verloren im Chaos der Spitäler die Spur erkrankter Verwandter, suchten oft wochenlang verzweifelt nach den Leichen. „Hier sterben wir wie Schweine, wie Hunde“, lautete damals der wütende Video-Hilferuf einer Einwohnerin.