Kabarett: Nadja Maleh hält die Pointendichte hoch

(c) Bernd Alfanz
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Die „Syrolerin“ Nadja Maleh beschert dem Publikum einen echten Wohlfühlabend. Ihre stereotypen Figuren passen gut ins Gesamtbild. Sie war eine der ersten Frauen im modernen Kabarett und zeigt, dass Humor gendergerecht ist.

Alt bewährt und doch ganz neu. Nadja Maleh spielt wie früher auch in ihrem neuen Programm ihre Parodien auf Typen aus unterschiedlichen Erdteilen. Doch inzwischen passen die stereotypen Charaktere so gut ins Stück, dass kein schaler Beigeschmack aufkommt. Im Gegenteil: Die aus den bisherigen Programmen bekannte indische Vermittlerin platter Weisheiten namens Mandala spricht im aktuellen Programm konkret Rassismus an: „To all my racist friends: Remember, your shadow is also black“.

Seit vielen Jahren gibt Nadja Maleh, die sich selbst als Syrolerin beschreibt (Vater aus Syrien, Mutter aus Tirol), im Kabarett die multiplen Persönlichkeiten preis, die in ihr wohnen – und die wir alle aus dem Alltag kennen. Die „Presse“ zählte 20 Figuren, die Maleh diesmal impersonierte. Regie führte wie immer Marion Dimali.

„Ab 50 gehen Happy und Birthday getrennte Wege"

Das neueste Werk „Bussi Bussi“ hatte am 1. März im CasaNova Wien Premiere. Der Applaus und die Lacher waren laut und herzlich. So wie bei diesem Sager: „Ich bin jetzt 50. Da fangen Happy und Birthday an, getrennte Wege zu gehen.“ Maleh spielt mit der Erfahrung einer Künstlerin, die vor wenigen Jahren noch die einzige Frau auf weiter Bühne war, ja oft die Quotenfrau. Heute müssen sich weibliche Comedians nicht mehr erklären. Maleh zeigt, dass Humor gendergerecht ist. Mann und Frau bekommen gleichermaßen die Schmähs ab, wie in der Szene: Sie: „Hab ich zu wenig Busen?“ Er: „Na, zwei sind eh ok.“

En passant blattelt Maleh die immer noch arge Frauenfeindlichkeit in Werbespots auf und vermittelt gleich darauf Wissenschaft im Türken-Rap. Die Pointendichte ist hoch: „Pärchen? Das sind doch nur Menschen, die als Single versagt haben“. Mal sickert es länger, mal ist der Witz aufgelegt („Politiker sind Menschen mit Korruptionshintergrund“). Die aus früheren Programmen bekannte Frau Professor Huber beschreibt ihre Jause und sagt: „Mein Wurstbrot ist wissenschaftlich belegt.“ Hingegen sind die Melanie aus der Steiermark, sowie die Ramona aus Sachsen auch nach fast 20 Jahren nicht gescheiter geworden. Nicht nur der Kabarettistin liegen diese fiktiven Personen am Herzen, auch das Publikum freut sich über den Wiedererkennungseffekt.

Mit Achtsamkeit und Musik zum Ballermann-Hit

Maleh hat kürzlich die Ausbildung zur Achtsamkeitstrainerin absolviert und webt die Tipps für mehr Gelassenheit und für einen besseren Umgang mit sich und seiner Umwelt in die Bühnenshow ein. So schenkt sie dem Publikum einen echten Wohlfühlabend, an dem keine der großen Krisen zu Wort kommt. Und die anfangs locker vorgestellten Figuren treffen am Ende zu einem Showdown à la Rosamunde Pilcher zusammen.

Wer Maleh kennt, weiß, dass Musik ihre Leidenschaft ist. Das gesamte Programm ist durchzogen von lässigen, lustigen und lieben Liedern (Komponist: Matthias Bauer). Ein Kracher beschließt den Abend: Ihr Ballermann-Song namens „Schwimmnudel“. Der Saal tobt, und man wünscht sich wirklich, dass der Song ein Hit wird, der Maleh auch abseits der Kabarettlokale reich und berühmt macht.

CD und Termine

Nadja Maleh ist auch Musikerin. Die CD ist bereits Volume 3. Hier kann man reinhören: https://nadjamaleh.com/shop/#SONG3

Termine hier:

9.3. bis 11.3. im Theatercafé Graz

16. 3. CasaNova Wien

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