Modegeschichte

Falten im Stoff und Geknittertes, von Standesmode zur Kunst

Von Prada über Fortuny ins Rote Wien - plissierte Stoffbahnen im Zeichen des Exzesses, Gefaltetes als Ordnungsprinzip oder Spuren des gelebten Lebens: Wenn Stoff bedeutungsvolle Falten wirft.

Als Seismografin, die mit ihrer Arbeit unermüdlich die Verbindungslinie zwischen Jetztzeit und Mode niederschreibt, vermisst Miuccia Prada seit den 1990er-Jahren die Grenzen des guten, des gutbürgerlichen Geschmacks. Eine ihrer Bezugsebenen ist dabei der Standard der „alta borghesia milanese“, der gehobenen Schichten Mailands, denen sie selbst angehört, auch die – kunstvoll gebrochene – deutsche Betulichkeit von Rainer Werner Fassbinder blitzt gern einmal auf. Ihre Kollektion „Banal Eccentricity“ (Frühling 1996) begründete das Bild des „Ugly Chic“, das bis heute für die Ästhetik der Modemarke steht und sie zur Fixgröße in der Garderobe kunstsinniger Intellektueller werden ließ.

Das Spiel mit, das Aufbrechen von Konventionen; das Gerade-noch-so-Vorbeischrammen an dem, was landläufig als hässlich gilt, die Verweigerung des allzu Gefälligen – all dies sind Konstanten ihrer Arbeit. Man könnte zusammenfassend sagen: Die glatten Oberflächen interessieren Miuccia Prada nicht. Mittlerweile werkt an ihrer Seite Raf Simons, der dem Modeschaffen eine ähnliche Sensibilität entgegenbringt – oder wenigstens eine, die mit dem für Prada typischen Moment des Verstörens kompatibel ist. Gemeinsam stellten die beiden die neue Frühjahrskollektion unter das Motto eines „Touch of Crude“, verweisen somit auf das Rohe, Derbe, Grobe – aber natürlich in Prada-Manier.

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