Nachhaltiger Hausbau

Weniger Energieverbrauch, schneller am Ziel

Kürzere Wege, kürzere Bauzeit, weniger Energieverbrauch, weniger Dreck: Gut geplante Objekte sparen viele Ressourcen.
Kürzere Wege, kürzere Bauzeit, weniger Energieverbrauch, weniger Dreck: Gut geplante Objekte sparen viele Ressourcen. Hartl Haus
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Nicht nur Material und Energieversorgung eines Hauses, auch die Handhabung von Umbauten und Baustellen trägt viel zu Klimaschutz oder -krise bei. Einige Ansätze, um ökologischen Zielen gerecht zu werden.

Ob Fertigteilhaus oder Massivbau: Von der Idee für ein neues Eigenheim bis zur Schlüsselübergabe können Monate vergehen. Korrektes Hand-in-Hand-Arbeiten aller Gewerke und ein umsichtiger Materialeinsatz: Nur so ist es möglich, reibungslose Abläufe zu gewährleisten und den ökologischen Fußabdruck gering zu halten. Letzterer ist ein Indikator für Nachhaltigkeit und liegt der Frage zugrunde, wie viel biologische Kapazität und natürliche Ressourcen des Planeten von einer gegebenen menschlichen Aktivität in Anspruch genommen werden – also ob man es schafft, CO2-arm, ressourcenschonend, umgebungsfreundlich und nachhaltig zu bauen.

Neues Energiebewusstsein

„Wir erkennen schon länger ein verändertes Energiebewusstsein bei unseren Kunden. Waren etwa in der Vergangenheit Amortisationszeit oder Förderabwicklungen für die Ausführung einer Fotovoltaikanlage am eigenen Haus entscheidend, ist die Nutzung der Sonnenkraft mittlerweile beinahe zur Pflicht geworden“, erklärt Geschäftsführer Yves Suter der Hartl Haus Holzindustrie GmbH, die im Schnitt ein Fertighaus täglich zur Übergabe bringt. Der erste Schritt zum energiebewussten Wohnen ist dabei bereits mit der Bauart gemacht. Häuser in Holzbauweise werden oft in der Standardausführung zeitnah und in Niedrigstenergiebauweise ausgeführt sowie mit passivhaustauglichen Fenstern ausgestattet. Als Extra gibt es etwa eine Passivhaus-Wand, die noch höhere, heiz- und kühlkostenminimierende Dämmstärken aufweist. Da viele Unternehmen, etwa auch Hartl, mit heimischen Rohstoffen produzieren, bleiben auch diese Wege kurz.

Das wandelbare Haus

Eine ähnliche Strategie verfolgt das Holz-Fertigteilhausunternehmen Griffnerhaus aus Kärnten. 100 Häuser produziert es im Schnitt jährlich. „Uns geht es um eine effiziente Plan- und Bauphase, die wir durch den Einsatz regionaler Subunternehmen und den großen Vorfertigungsgrad erreichen. Die Durchschnittsentfernung der Lieferanten beträgt 50 bis 100 Kilometer, womit die Schwerlastverkehrbelastung der Umgebung und Lieferkettenprobleme minimiert werden können. Auch haben wir ein großen Augenmerk auf den Einsatz nachwachsender Materialien“, sagt Geschäftsführer Georg Niedersüß. „Ein Holzhaus, das aufgebaut ist wie unser Modell, wächst in Österreich quasi innerhalb von drei Sekunden nach.“ Um spätere Umbauten – und damit neuen Energie- und Materialaufwand – gering zu halten, spielen eine überlegte technische und praktische Nutzungsdauer eine Rolle. Niedersüß: „Das bedeutet, dass das Eigenheim in allen Lebensmomenten auf den oder die Benutzer abgestimmt oder mit wenig Aufwand wandelbar ist. Ob Alt, Jung oder mehrere Generationen unter einem Dach leben.“

In diesem Sinn können beispielsweise Schächte für spätere Liftinstallationen vorgesehen werden, Eingänge barrierefrei mit Rampen ausgestattet und Bäder so gestaltet werden, dass sie mit Rollstuhl gut nutzbar sind. Auf ausschließlich emissionsfreie Materialien kann jedoch auch im Fertigteilhausbau nicht gesetzt werden – allein schon aufgrund strenger Bauverordnungen.

Haus-Service wie beim Auto

Doch es macht einen entscheidenden Unterschied, welche und wie viele Hausteile etwa mit dem in der Herstellung energieaufwendigen Baustoff Beton ausgeführt werden. Niedersüß empfiehlt jedem Häuslbauer einen Projektmanager als Berater, Koordinator und Lösungsfinder. Und dass man sein Haus serviciere, wie es beim Auto gang und gäbe sei: Das Fensteraluminium sollte regelmäßig geölt, die Fassade einmal jährlich zur Algenreduktion gespritzt und Dachrinnen nach dem Winter kontrolliert werden.

Wie nachhaltiges Bauen auch im Wiener Altbau-Bestand möglich wird, beschäftigt Johannes Zeininger von Zeininger Architekten seit den 1990er-Jahren. Das Büro versucht, „das gute Leben für alle in der dichten Stadt“ zu ermöglichen.

Bauen in der dichten Stadt

Lexikon: FussabdrÜcke

Die konstruktiven Teile seiner Objekte sind zwar meist aus dem umstrittenen Beton, doch in sinnvoller Anwendung. „Wir versuchen, die Vorteile des Werkstoffs vor allem im Rohbau zu nutzen.“ Der massive Bau hat hier eine ökologische Aufgabe und wird energiesparend als Speichermasse für die Bauteilaktivierung verwendet, klassische Fußbodenheizungen entfallen. So ist Niedertemperaurtechnik effizient möglich.

Die gut gedämmte Gebäudehülle und eine weitgehend CO2-freie Energieversorgung, gespeist durch Sonnenenergie, wird saisonal in einem Geothermiespeicher unter dem Gebäude zwischengelagert. Im Winter wird mit Wärmepumpentechnologie das Innere des Gebäudes versorgt. Im Sommer kann ohne zusätzlichen Energieaufwand so gekühlt werden. Warmwasser aus Sonnenkraft gibt es das ganze Jahr. „Eine Bauweise für das 21. Jahrhundert in unseren Städten“, sagt Zeilinger.Der ökologische Fußabdruck zeigt, wie viel Fläche ein Mensch benötigt, um seinen Bedarf zu decken, der CO2-Abdruck, wie viel CO2 sein Wohnen, Essen, Mobilität etc. verbrauchen. Derzeit brauchte die Menschheit 1,8 Erden für ihren Ressourcenverbrauch.

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