Porträt

Höchststrafe Kärntner Kanzler Kickl: Das Zugpferd der FPÖ

„Unsere Aufgabe ist es, die Politik wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen“: Herbert Kickl, der Marxist. Links der eigentliche Spitzenkandidat Erwin Angerer.
„Unsere Aufgabe ist es, die Politik wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen“: Herbert Kickl, der Marxist. Links der eigentliche Spitzenkandidat Erwin Angerer. Marija Kanižaj
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Herbert Kickl zieht mit einem rechten Polit-Kabarett durch die Lande, regt auf und begeistert die Anhänger. Nebenbei hat der frühere Außenseiter seine Partei konsolidiert und redet bereits vom Kanzleramt: „Dann wird nach unten gedient und nach oben getreten.“

Kärnten-Fähnchen auf allen Tischen. „Neustart-Tour“ steht auf dem Plakat auf der Bühne. Der Köglwirt in St. Andrä im Lavanttal hat schon viele freiheitliche Auftritte erlebt. Von Jörg Haider in unzähligen Wahlkämpfen bis zu Norbert Hofer im Präsidentschaftswahlkampf. Am Donnerstag ist Herbert Kickl da – auch er nicht zum ersten Mal. „Kickl kommt“ stand auf den Rollboards auch im 50 Kilometer entfernten Klagenfurt. Der Spitzenkandidat der Kärntner FPÖ heißt eigentlich Erwin Angerer. Das Zugpferd ist allerdings Herbert Kickl.

Kickl bietet den begeisterten Anhängern über eine Stunde lang rechtes Polit-Kabarett, am Ende gibt es Standing Ovations. Im Vergleich zur Aschermittwochsrede in Ried hat er einen Gang zurückgeschaltet. Er dürfe ja nichts mehr über den Bundespräsidenten sagen, so Kickl, sonst werde er gleich in Handschellen abgeführt. „Unser Bundespräsident“, sagt er dann doch ironisch-süffisant, „dieser Jungspund, dieses Energiebündel, dieser Dynamiker!“.

Aber auch dieser „Alexander der Wichtige“ werde die FPÖ auf dem Weg ins Kanzleramt nicht stoppen. „Der Schmähhammer“ übrigens auch nicht. „Wisst ihr, dass der 104 PR-Leute hat – und das kommt dabei heraus. Jetzt stellt euch einmal vor, der hätte nur 15 oder gar keine.“ Dann geht er zu Werner Kogler über, „znudelt und überwutzelt, wie im Rumfass übernachtet“. Bei der SPÖ reicht die langsame Aussprache des Namens „Pämela Joy Rendi-Wagner“ für Schenkelklopfen im Publikum. „Die Genossen müssen jetzt keinen Mitgliedsbeitrag mehr zahlen, sondern einen Mitleidsbeitrag.“ Peter Kaiser, „diese blutleere Gestalt“, gehe nun mit freiheitlichen Ideen wie dem Koralmtunnel hausieren und müsse abgewählt werden. „Und ein Kärntner Kanzler Kickl wäre dann die Höchststrafe für das politische System.“

Herbert Kickl ist als Außenseiter in der FPÖ gestartet. Haiders „Gag-Schreiber“, der „Intellektuelle“, ein „halber Sozi“ unter den Rechten. Es gab vielerlei Zuschreibungen für ihn. „Rampensau“ war nicht dabei. Doch nun gehört ihm die Bühne. Dem Sohn aus sozialistischer Familie aus dem Industrieort Radenthein, dann Philosophiestudent in Wien, fernab der Burschenschaften. Für Leute wie ihn hat Jörg Haider die Partei geöffnet. Doch auch mit Haiders Buberlpartie hatte er wenig am Hut, in den schicken Lokalen am Wörthersee war er nicht dabei, er sei lieber heim lesen gegangen, hieß es damals. Bei dem Bruch, den Haider mit der Gründung des BZÖ herbeigeführt hatte, verließ Kickl sein Idol und schloss sich Heinz-Christian Strache an. Nun, nach einem Machtkampf mit Norbert Hofer, ist er selbst der Chef.

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