Adam und Eva treffen Georg und Elke (hier nicht zu sehen) im ersten Saal der Baselitz-Ausstellung im KHM: zwei große, nackte Liebespaare.
Kunsthistorisches Museum

Daran ist nichts verkehrt: Baselitz im KHM

Der deutsche Maler Georg Baselitz – sein Markenzeichen ist das Kopfüber – durfte in der Gemäldegalerie tun, was er wollte. Also holte er das nackte Fleisch hervor. Und stellte sich selbst in die Manieristentradition.

Alles wirkt hier zuerst politisch zweifelhaft: Ein alter weißer Maler darf das Museum der alten weißen Maler auf Nacktheit untersuchen. Die Meisterwerke mit seinen eigenen Monsterformaten kommentieren, die auch noch verkehrt herum zu hängen scheinen. Auf diesen zeigt er sich selbst und seine Frau teilweise mit schwarzer Hautfarbe, sozusagen „blackbodied“. Der ganze Spaß im staatlichen Kunsthistorischen Museum wird von einem privaten Galeristen kofinanziert, Thaddaeus Ropac. Und trotzdem ist es erstaunlich interessant geworden. Erinnert es uns doch an – Freiheit.

Dabei muss man, um zu verstehen, nur den Kopf ein wenig weiter nach hinten strecken als gewohnt, geht man die Prunktreppe zur Gemäldegalerie empor. Über der Theseus-Statue hängt das Ankündigungsplakat zur neuen Sonderausstellung: Georg Baselitz, darauf abgebildet seine sonnengebräunte Frau, Elke, nackt, verkehrt herum, wie es sein Markenzeichen ist. Dann bitte noch weiter hinauf blicken, zum Deckengemälde von Mihály von Munkácsy (1846–1900), der Apotheose der Renaissance. Die Schwerkraft ist dort aufgehoben, ein nackter Engel stürzt kopfabwärts, „Fama“ und „Gloria“ steigen auf, um Ruhm und Ehre zu verkünden. Schon immer war in der Malerei alles aus dem Lot. Sie machte Menschen fliegen und fallen, öffnete Himmel und Hölle, sinnliche Münder und nackte Beine.


Georg Baselitz, der berühmte deutsche Maler mit österreichischer Staatsbürgerschaft, fügt sich in diese Allegorie der Malerei bestens ein. Was ist er, der seit 1969 alles kopfüber malt (nach Polaroids, die er verkehrt hält), anderes als ein weiterer Vertreter des Manierismus, den er schon in der Hochrenaissance so hoch schätzt? Damals wie heute geht es dabei um das Brechen der Ideale, um eine Zuspitzung in das Groteske.

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