Geschichte

Verhalf dieser junge Mann Hitler zur Diktatur? Das Rätsel Reichstagsbrand steht vor der Lösung

Marinus van der Lubbe wurde 1933 am Tatort Reichstag festgenommen. Er gestand die Brandstiftung, verwickelte sich aber in Widersprüche.
Marinus van der Lubbe wurde 1933 am Tatort Reichstag festgenommen. Er gestand die Brandstiftung, verwickelte sich aber in Widersprüche. akg-images / picturedesk.com
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Der Brand vor 90 Jahren ermöglichte den Nazis, die Demokratie zu entsorgen. War der holländische Anarchist van der Lubbe ein Einzeltäter? Oder stand die SA dahinter? Eine Exhumierung soll für Klarheit sorgen. Uwe Soukup bezieht in „Die Brandstifter“ schon jetzt Position.

Der Verurteilte tobte, als man ihn zum Fallbeil zerrte. „Und die anderen?“, schrie er verzweifelt. Davor, beim Prozess, war er noch völlig benommen, ließ den Kopf hängen, Speichel rann ihm aus dem Mund. Er stand unter Drogen, da waren sich die ausländischen Beobachter einig. Im Gefängnis waren seine Mahlzeiten als einzige namentlich gekennzeichnet. Man zwang ihn zu essen, sechs Mal am Tag. Vermutlich vergiftete man ihn so mit Brom. Damit er nicht auspackt, die Hintermänner nennt, die ihn in eine Falle gelockt hatten?

Vor wenigen Wochen hat man seine Leiche exhumiert, um zumindest über das Gift Klarheit zu gewinnen. In dieser Woche hat sich, zum 90. Mal, der Brand des Reichstags in Berlin gejährt, für den Marinus van der Lubbe durch ein eigens geschaffenes Gesetz zum Tode verurteilt wurde. Als einziger der Angeklagten, weil der frisch gekürte Reichskanzler Hitler es nicht schaffte, seine Propagandalüge von einer großen kommunistischen Verschwörung durchzuboxen. Damit blieb nur der halb blinde holländische Anarchist, den man am Tatort festgenommen hatte. Aber das Wesentliche hatten die Nazis erreicht: Der Brand diente ihnen als Anlass, Deutschland über Nacht in eine Diktatur zu verwandeln – am Ende die mörderischste in der Geschichte der Menschheit.

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