Die Raiffeisen Bank International setzt die Eröffnung neuer Konten für russische Firmen aus.
Wien. Die Raiffeisen Bank International hat die Eröffnung von Konten für neue Firmenkunden ihrer russischen Tochter ausgesetzt und schränkt neue Fremdwährungsdienstleistungen für bestehende Kunden ein. Hintergrund ist die Überprüfung der Geschäftstätigkeit der Bank in Russland.
Die Bank mit Sitz in Wien ist einer der wenigen westlichen Kreditgeber, die noch in Russland tätig sind, wo die Bank nach eigenen Schätzungen etwa ein Viertel aller Euro- und Dollar-Transaktionen in Russland abwickelt. Unter anderem haben diese Dienstleistungen zu dem Rekordgewinn vor Steuern im vergangenen Jahr beigetragen. Die US-Behörden prüfen derzeit, ob das Finanzinstitut die Sanktionen eingehalten hat, die nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine verhängt wurden. So haben die US-Sanktionshüter von der Ofac der RBI einen Fragenkatalog zu ihrem Russland-Geschäft geschickt.
„Die Bank hat viele Anträge für Kontoeröffnung erhalten“, hieß es in einer am Freitag versandten Erklärung des Unternehmens. „In der verschärften Regulierung, einschließlich der Überprüfung von Fremdwährungszahlungen durch die Korrespondenzbanken, haben wir beschlossen, uns auf die Arbeit mit dem bestehenden Geschäftsvolumen zu konzentrieren.“
Die Bank sitzt zwischen den Stühlen. Einerseits schreibt sie dort Renditen in Höhe von 76 Prozent. Anderseits wird der politische Druck, sich aus Russland zurück zu ziehen, immer größer.
Raiffeisen hat gesagt, dass sie alle Vorschriften befolgt hat. Die Bank hatte im vergangenen Jahr ihr russisches Kreditportfolio um 30 Prozent reduziert, um Risken zu reduzieren. Gleichzeitig stieg das inländische Einlagenvolumen stark an, da die Russen ihr Geld bei ausländischen Banken parken wollten.
Da Raiffeisen aufgrund der russischen Vorschriften nicht in der Lage ist, Dividenden aus dem russischen Tochtergeschäft auszuschütten, erwägt sie strategische Optionen, einschließlich eines sorgfältig gesteuerten Verkaufs. Doch dieser Prozess hält bereits seit einem Jahr an. Inzwischen hat sich auch die österreichische Politik kritisch dazu geäußert. Die Koalitionspartei „Die Grünen“ hat aus Sorge um Schaden für Österreich dazu eine parlamentarische Anfrage an Finanzminister Magnus Brunner eingebracht. (Bloomberg/mad.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2023)