„Wir fingen alle am Flughafen an zu weinen.“ Ukrainische Kriegsvertriebene.
Spectrum

„Wir Juden lieben den Underdog“

Als vor einem Jahr der Ukraine-Krieg ausbrach und sich eine schnell wachsende Flüchtlingskrise entwickelte, wurde die jüdische Gemeinschaft in den USA aktiv. Viktoriia, ihre beiden Söhne sowie Hund und Katze fanden in New York ein sicheres Zuhause.

Damals haben wir Flüchtlingen geholfen, weil sie Juden waren. Heute helfen wir Flüchtlingen, weil wir Juden sind.“ So lautet das Motto von HIAS. Als Hebrew Immigrant Aid Society am Ende des 19. Jahrhunderts von amerikanischen Juden gegründet, half die Organisation zunächst jüdischen Migranten und Flüchtlingen vor allem aus Osteuropa bei der Umsiedlung nach Amerika. „Diese Idee, dem Fremden zu helfen, reicht in der jüdischen Tradition sehr weit zurück“, erzählt Rabbinerin Megan Doherty, die für HIAS arbeitet. In der Thora ist es die Anweisung, die am häufigsten gegeben wird, 36 Mal genauer gesagt: „Verletzt den Fremden nicht, liebt den Fremden oder heißt den Fremden willkommen.“ „Der Fremde fällt in die gleiche Kategorie wie Witwen und Waisen. Er ist besonders verletzlich und schutzbedürftig“, so die Rabbinerin.

Flüchtlings- und Fremdenhilfe sind dabei sowohl von religiöser als auch von kulturhistorischer Bedeutung. „Der Exodus aus Ägypten ist eine der wichtigsten Geschichten für Juden“, sagt Rabbinerin Doherty. Die Israeliten waren als Flüchtlinge nach Ägypten gekommen, um einer Hungersnot zu entgehen. Sie wurden von den Pharaonen jedoch als Bedrohung für das Land gesehen und mussten auch von dort wieder fliehen. Dieser Geschichte wird während des Pessach-Festes gedacht. „Die Flucht in die Freiheit und das Verlassen der Unterdrückung sind Teil jedes Gottesdienstes“, so die Rabbinerin. Die meisten jüdischen Familien hätten außerdem selbst Erfahrung mit Vertreibung und Migration, Flucht vor Pogromen oder dem Holocaust.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.