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Bitcoin & Blockchain

Doch ein Rivale? Die Angst vor Bitcoin ist zurück

Die Probleme der Silvergate-Bank zeigen, dass die Turbulenzen auf dem Kryptosektor noch nicht ausgestanden sind. Das ist Wasser auf die Mühlen von Bitcoin-Kritikern.

Der Kryptosektor kiefelt noch immer an den Folgen der Pleite der Kryptobörse FTX. Deren Chef Sam Bankman-Fried hatte in großem Stil Kundengelder verspekuliert. Das ließ nicht nur das Vertrauen in den ganzen Sektor schwinden, die Causa zog weitere Kryptounternehmen wie Genesis in die Pleite – und dürfte noch nicht ausgestanden sein: Nun ist auch die Silvergate-Bank in die Bredouille geraten. Die stark im Kryptobereich engagierte Bank, die etwa auch die Bitcoin-Käufe des Unternehmens MicroStrategy von Michael Saylor mitfinanziert, hat mitgeteilt, dass sie ihren Geschäftsbericht nicht rechtzeitig (geplant war der 16. März) wird vorlegen können.

Der Aktienkurs von Silvergate halbierte sich, in weiterer Folge erlitten auch Krypto-Assets inklusive Bitcoin Kursverluste. Silvergate warnte, dass man möglicherweise die Geschäftstätigkeit nicht werde fortführen können. Kunden hatten zuletzt massiv Gelder abgezogen. Die Behörden haben Silvergate schon länger wegen seiner Geschäfte mit FTX und dem Hedgefonds Alameda im Visier.

Ärger für Bitcoin?

Das sollte jene Anleger, die ihre Bitcoin langfristig auf einer eigenen selbstverwalteten Wallet halten, nicht kratzen, dürfte aber kurzfristig für Kursturbulenzen bei allen Krypto-Assets inklusive Bitcoin sorgen und ist zudem Wasser auf die Mühlen für die Kritiker.

Und deren gibt es viele. Der Kampf ist gewonnen“, sagte Agustín Carstens kürzlich in einem Interview mit Bloomberg TV. Das Fiat-System, also das etablierte Geldsystem, habe Krypto geschlagen, meinte er. Der mexikanische Ökonom ist Geschäftsführer der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), quasi der Zentralbank der Zentralbanken.
Wie kommt Carstens nun zu seinem Schluss? Aufgrund der FTX-Pleite und anderer Probleme auf dem Kryptosektor. Die Frage, ob Krypto eine Alternative zu Fiat-Währungen ist, sei im Vorjahr beantwortet worden, meint Carstens. Und zwar abschlägig. „Eine Technologie führt nicht zu vertrauenswürdigem Geld.“

Nun kann man diese These aus mehreren Gründen anzweifeln. Zum einen fühlen sich auch Bitcoin-Fans durch die FTX-Pleite und ihre Folgen bestätigt: Diese erinnern sie mehr an die Finanzkrisen im Fiat-System als an Bitcoin, das – richtig angewandt – solche Krisen eigentlich obsolet machen sollte. Bitcoin (und die anderen Kryptowährungen) stecken aber noch in den Kinderschuhen. Tot sind sie jedenfalls nicht: Bitcoin etwa, die größte Kryptowährung, ist heuer mit einem Plus von 35 Prozent bis dato eine der besten Anlageklassen. Das wäre für ein Zahlungsmittel, dessen Unterlegenheit bereits feststünde, ganz beeindruckend.

Eines muss man dem BIZ-Chef aber zugestehen: Die Euphorie, die vor zwei Jahren für Bitcoin und andere Krypto-Assets geherrscht hatte, ist verflogen. „Nur die rechtmäßige, historische Infrastruktur hinter den Zentralbanken kann dem Geld Glaubwürdigkeit verleihen“, fand Carstens.
Indirekt gesteht Carstens Bitcoin durchaus einen Nutzen zu, nämlich dass man Zahlungen ohne Intermediäre tätigen kann. Das könnten seiner Meinung nach aber auch digitale Zentralbankwährungen (CBDCs).

Carstens plädiert für eine Blockchain, die in privater und öffentlicher Zusammenarbeit erstellt und deren Vertrauenswürdigkeit von der Zentralbank untermauert wird. Also unabhängig von Banken, aber unter der Ägide der Notenbanken. Und des Staates – Kritiker von CBDCs (deren Einführung auch in Europa erwogen wird) meinen, dass diese der Überwachung Tür und Tor öffnen würden.

Sorge um Geldpolitik

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat einen Katalog mit Empfehlungen herausgegeben, wie Staaten mit Kryptowährungen umgehen sollten. Auch er beruft sich auf die Probleme des Kryptosektors. Die möglichen Vorteile von Kryptowährungen (billigere und schnellere Zahlungen, finanzielle Inklusion) müssten sich erst entfalten. Doch hege man Bedenken wegen der Risiken, etwa was die Effizienz der (staatlichen) Geldpolitik betreffe, die Finanzstabilität und den Konsumentenschutz.

Gefahren für Konsumenten entstünden unter anderem dann, wenn diese nicht ganz verstünden, welche Risiken sie eingehen. Die Autoren des Katalogs führen hier unter anderem die FTX-Pleite und den Zusammenbruch der Währung von Terra-Luna an.

Eine IWF-Empfehlung lautet, dass Kryptovermögenswerten nicht der Status einer offiziellen Währung oder eines gesetzlichen Zahlungsmittels  verliehen werden solle. Vielmehr sollten Staaten ihre geldpolitische Souveränität schützen. Weitere Empfehlungen sind etwa die Verabschiedung eindeutiger Steuervorschriften, Gesetze und Aufsichtsvorschriften für Akteure auf Kryptomärkten. Länder sollten auch internationale Vereinbarungen treffen, um die Vorschriften durchzusetzen.

Auf dem G20-Treffen in Indien sagte IWF-Geschäftsführerin Kristalina Georgieva, man wolle Kryptowährungen lieber regulieren als verbieten, die Option eines Verbots sei aber nicht vom Tisch, falls die Regulierung scheitern sollte.

Was soll reguliert werden?

Der Vorstoß wurde auf sozialen Medien heftig kritisiert: Zum einen unterscheide der IWF nicht zwischen Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Gary Gensler, Chef der US-Börsenaufsicht SEC, tut das bereits: Er sieht Bitcoin als Rohstoff, alle anderen Kryptowährungen seien Wertpapiere, die jemand ausgebe und die daher der Aufsicht der SEC unterstehen sollten.

Weiters wurde kritisiert, dass der IWF Ländern wie El Salvador vorschreiben wolle, die US-Notenbank über ihre Geldpolitik entscheiden zu lassen, denn El Salvador habe keine eigene Währung abseits des US-Dollar gehabt.

Immerhin scheint der IWF sich wieder Sorgen zu machen, dass Kryptowährungen wie Bitcoin die Effizienz der Geldpolitik untergraben könnten. Nach einer verlorenen Schlacht sieht das noch nicht aus.

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