Ron DeSantis spitzt auf die republikanische Präsidentschaftskandidatur. Florida hat er als Gouverneur geprägt: weniger Staat – und Eingriffe überall dort, wo die Ideologie nicht passt. Zu Besuch im „Freistaat Florida“.
Das Erste, was die Passagiere des American-Airlines-Flugs 991 aus New York an diesem Abend in Miami begrüßt, ist ein unübersehbarer Fernsehschirm neben dem Gate. Die flughafeneigene Sportsbar hat sich entschieden, ihre Gäste mit Fox News, Richard Murdochs konservativem TV-Sender, zu unterhalten. BIDEN'S ENTIRE PRESIDENCY HAS BEEN A MESS, steht da, schreiend in schwarzen Großbuchstaben, als Bauchbinde eingeblendet: Joe Bidens gesamte Präsidentschaft, eine Sauerei. Darüber Bilder, die den US-Präsidenten beim Fahrradfahren zeigen, umgeben von Secret-Service-Agenten. Dass Biden durch Kiew zu Fuß gehen könne? Das sei nun wirklich nichts, auf das man stolz sein müsse, echauffiert sich der Moderator in Anspielung auf Bidens Alter (80). Und in der Schlange der New Yorker Neuankömmlinge echauffiert sich eine Frau lauthals über Fox News. „Psst“, sagt ihre Freundin zu ihr. „Wir sind in Florida.“
Florida war schon immer anders. Der Sunshine State hat den Ruf, nicht nur Urlauber und Pensionisten aus dem Norden der USA anzuziehen, sondern generell mehr laisser-faire denn regeltreu zu sein. Spätestens seit der Coronapandemie hat das auch politischen Niederschlag gefunden: Mit Ron DeSantis, dem Gouverneur des Bundesstaats, hat Florida nun ein ideologisches Gesicht. DeSantis, der während der Pandemie auf eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus gesetzt hat, plant nun ein Antreten bei den Präsidentschaftswahlen 2024. Florida, das sieht man jetzt, ist sein Vorzeigeprojekt: libertär und wirtschaftsfreundlich, und generell immer auf der anderen Seite dessen, was Intellektuelle oder Progressive denken.