Der florentinische Maler Andrea di Cione, genannt Orcagna, malte aristokratische Frauen seiner Zeit, des 14. Jahrhunderts.
Geschichte

Die vergessenen Frauen des Mittelalters

Die männlichen Torwächter in der Geschichtsschreibung leisteten ganze Arbeit bei der Ausklammerung der weiblichen Perspektive. Am Beispiel Mittelalter kann man zeigen, wie Frauen sich Freiräume schufen. Man muss sie nur entdecken. Ein Beitrag zum Frauentag.

Im Jahr 1878 wurde in Birka in der Nähe von Stockholm ein Haufen uralter Knochen aus dem Boden geholt und als die Überreste eines nordischen Kriegers aus dem 10. Jahrhundert identifiziert. Speere, eine Axt, ein Schwert, zwei stramme Schlachtrösser und ein Brettspiel waren die Beigaben: also typisch für das Grab eines Wikingers, jener Helden, die gerne mit gehörnten Helmen dargestellt werden, obwohl kein Archäologe je einen fand. Irrtümer gibt es eben.

Das dachte sich auch eine schwedische Forscherin 2017, als sie das Skelett genauer untersuchte, aus einem Zahn die DNA extrahierte und die Wahrheit ans Licht kam: kein Y-Chromosom in Sicht. Jetzt erst wurde man sich bewusst, dass eigentlich auch das Becken des Skeletts verdächtig breit war und die Unterarmknochen sehr schlank. Erst durch die DNA-Analyse wurden alle Zweifel beseitigt: Es gab auch Wikingerkriegerinnen. Archäologinnen zeigten sich nicht darüber überrascht, sondern eher über die Tatsache, dass der Fund erst so spät hinterfragt wurde. Mit einem Schlag wurden nun die Vorstellungen über nordische Frauen auf den Kopf gestellt, auch in der Populärkultur: Weg waren die Gebetbücher, die Stricknadeln, die niedergeschlagenen Augen.

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