Tiere als Bezíehungspartner und Lebenslehrer boomen in Büchern für Erwachsene, vom Nature Writing bis zur Fabel - was sagt das über unsere Gesellschaft? Über den zweischneidigen Trend „Zurück zum Tier“.
Wenn Menschen besonders viel über Tiere erzählen, zeuge das in der Vergangenheit meist von einem Trend in Richtung Unvernunft, sagt der französische Historiker Michel Pastoureau. Oder mindestens einer Gegenbewegung gegen ein „Zu viel“ an Rationalität. Wenn wir ihm glauben, müssen wir uns Fragen über unsere Zeit stellen. Denn Tiere als Hauptfiguren in Erwachsenen-Büchern sind so beliebt wie schon lange nicht.
Bücher wie „Rendezvous mit einem Kraken“ oder „Das Evangelium der Aale“ erzählen geradezu inbrünstig von Begegnungen und Freundschaften mit Tieren - bis hin zur Verliebtheit. Der britische Philosoph und Anti-Humanist John Gray hat eine „Katzenphilosophie“ entwickelt, um zu zeigen, wie sehr Katzen der Spezies Mensch überlegen sind. Der Österreicher Michael Scharang erzählt in seinem neuen Roman „Die Geschichte vom Esel, der sprechen konnte“ von einer lebenslangen Freundschaft mit einem weisen, mitfühlenden Esel. Die aus Simbabwe stammende Autorin NoViolet Bulawayo schließlich kreuzt alte Volkstraditionen ihrer Heimat und George Orwells „Farm der Tiere“: In ihrem jetzt auf Deutsch erschienenen Roman „Glory“ erzählt sie vom Putsch gegen Diktator Mugabe - in Form einer Tiergeschichte. Doch was sagt das alles über unsere Gesellschaft und unser Menschenbild?