Geld sollte Mittel und nicht Zweck sein, sagt Philosoph Hans Bernhard Schmid. Er erzählt von kapitalistischen Schweizern, reputationshungrigen Wissenschaftlern und erklärt, warum er lieber ein Haus renoviert statt Aktien zu kaufen.
Die Presse: Sie sind gebürtiger Schweizer. Man sagt oft, dass die Schweizer einen unkomplizierteren Zugang zum Geld haben, kapitalistischer sind. Stimmt das?
Hans Bernhard Schmid: Es gibt dieses Stereotyp . . .
. . . durchaus im positiven Sinn.
Es ist wohl richtig, dass die Schweiz kapitalistischer ist. In Wien hat zwar die Österreichische Schule der Nationalökonomie den modernen Kapitalismus vorgedacht, aber dieses Denken hat im eigenen Land nie richtig Fuß gefasst. Traditionell gab es eine starke höfische Kultur, verbunden mit aufwendigem Lebensstil, für den man Geld zu Repräsentationszwecken ausgibt. Das hat keine Entsprechung in der kulturellen Tradition der Schweiz, die eher republikanisch ist. Die alte Zürcher Elite war reich, aber sie zeigte ihren Reichtum nicht. Es wird nichts ausgegeben, sondern reinvestiert – Kapitalismus eben. Für die Schweiz ist auch prägend, dass hier die liberale Revolution von 1848 durchgekommen ist. Wobei man noch genau hinschauen müsste in die einzelnen Kantone und Regionen, deren Kulturen unterschiedlich sind.