Unternehmen in der Fleischkette agieren bei ihren Bestellungen bereits "vorsichtiger". Agrar-Verantwortliche warnen vor dem Ende der Eigenversorgung in Österreich.
Der Dioxin-Skandal in Deutschland bringt die heimischen Schweinebauern unter Preisdruck: Der oberösterreichische Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger (V) und andere Verantwortliche aus dem Agrarbereich appellierten bei einem "Schweinegipfel" Montagvormittag an die Konsumenten, den Handel, die fleischverarbeitende Industrie und die Gastronomie sich zu österreichischer Qualität zu bekennen und auch die dafür erforderlichen Preise zu akzeptieren. In Österreich wurde bisher keine Dioxin-Grenzwertüberschreitung festgestellt.
Hiegelsberger, der Präsident der Landwirtschaftskammer Hannes Herndl, Vizepräsident Franz Reisecker und der Geschäftsführer des Verbandes landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten (VLV), Johann Schlederer berichteten, in Deutschland sei die Nachfrage und in der Folge der Bauernpreis für Schweinefleisch - bisher rund 130 Euro pro Tier - am vergangenen Freitag um rund ein Viertel abgestürzt.
Schweinefleisch zu Schleuderpreisen
In Österreich sei der Konsum noch stabil. Aber alle Unternehmen in der Fleischkette agierten bei ihren Bestellungen bereits "vorsichtiger". Letztlich sei der Preis ausschlaggebend. Heute, Montag, habe er erste Anrufe bekommen, die von der damit befassten Schweinebörse auch "Preiskorrekturen" in Österreich verlangten, schilderte Schlederer. Das habe er vorerst abgelehnt. Doch bestehe dabei die Gefahr, dass dann Fleisch aus dem Ausland und weniger im Inland gekauft werde. Denn in Deutschland werde jetzt wegen der Preise weniger abgesetzt, die Tiere blieben auf den Höfen oder wanderten in die Kühlhäuser. Dieser Rückstau werde in einigen Wochen in Europa spottbillig verschleudert werden, sagte Schlederer voraus.
Die Agrar-Verantwortlichen warnen davor, dass sich wegen nicht mehr kostendeckender Preise immer mehr Landwirte von der Schweineproduktion abwenden könnten. Das würde das Ende der derzeit bestehenden Eigenversorgung Österreichs bedeuten. Das wäre eine gesellschaftliche Entscheidung, dass die Konsumenten eine heimische Produktion mit hohen Qualitätsstandards und ihre höheren Kosten nicht mehr wollen. In Österreich gebe es strenge Tierschutzauflagen sowie Kontrollen der Tiergesundheit. Außerdem sei im Gegensatz zum Ausland die Produktion an die verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzflächen gebunden. Die Futtermittelproduktion erfolge zu 75 Prozent an den jeweiligen Höfen. Das sei ein Alleinstellungsmerkmal in der EU, sagte Hiegelsberger.
(APA)