Radfahrerinnen nehmen am 5. März 2023 an einer Protestfahrt in London teil, die sich für sicheres Radfahren für Frauen in London einsetzt.
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Mitreden: Wozu braucht es einen Internationalen Frauentag?

Lohnschere, gläserne Decke, Diskriminierung - Frauen sind weltweit mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Doch auch in Österreich gibt es immer noch Aufhol- und Aufklärungsbedarf. Welche Prioritäten sollte eine österreichische Frauenpolitik setzen? Diskutieren Sie mit!

Der 8. März ist der Internationale Frauentag - seit 1921 übrigens. Davor war es der 19. März, als er 1911 von sozialistischen Organisationen erstmals eingeführt wurde. Sein Ziel: Kampf um Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen, Emanzipation.

Und mehr als 100 Jahre später, stehen all diese Themen immer noch auf der Agenda des Frauentags. Frauen werden weltweit in vielen Bereichen benachteiligt, übergangen - oder schlichtweg nicht gehört. Gerade am Internationalen Frauentag fällt es wieder auf: Sicher geglaubte Frauenrechte scheinen weltweit einen Backlash zu erleben. Und dabei beobachten wir auch eine Polarisierung des Diskurses, wie Christine Mayerhofer und Duygu Özkan in ihrem ausführlichen Text darlegen.

Ob es also noch ein weiter Weg bis zur Gleichberechtigung ist, hat „Presse"-Journalist Martin Stuhlpfarrer zuletzt auch die Wiener Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál gefragt. Ihre Antwort: „Wir kommen vorwärts, aber wir sind sicher noch nicht am Ziel.“

Negativ-Beispiele Afghanistan und Iran

Frauenrechte sind 2022 und 2023 nicht nur etwa in Afghanistan und im Iran wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. In Afghanistan entzog das radikalislamisch Taliban-Regime Frauen und Mädchen nach und nach immer mehr Rechte - von Bekleidungsvorschriften bis Schulbesuch. Die EU hat daher erstmals Sanktionen wegen der Gewalt gegen Frauen verhängt.

In der Islamischen Republik Iran wiederum gibt es - ausgelöst durch den Tod von Jina Mahsa Amini in Teheran am 16. September 2022 - eine große Protestbewegung gegen die Unterdrückung von Frauen. Beide Länder erfuhren internationale Solidarität. Doch ohne nennenswerte Änderungen in der Politik des jeweiligen Regimes.

Nur ein weiterer Tag neben Muttertag und Valentinstag?

Und dann gibt es noch jene Stimmen, die den Internationalen Frauentag irgendwo zwischen Muttertag und Valentinstag einordnen - und kritisch fragen, ob Frauen wirklich einen weiteren, ihnen gewidmeten Tag brauchen? Andrea Schurian meint jedenfalls in ihrer „Quergeschrieben“-Kolumne, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis der Internationale Frauentag in Flinta*tag umbenannt wird.

Doch ein Blick auf die Fakten - etwa Frauenanteil in Führungspositionen oder Parlamenten, Gehaltsunterschiede - zeigt rasch, dass es leider immer noch notwendig ist, sich für die Anliegen der Frauen in der Welt einzusetzen und darauf aufmerksam machen, dass wir von Gleichberechtigung immer noch weit entfernt sind - selbst in Österreich.

Mit einem Frauenanteil von 35,7 Prozent liegt etwa auch die österreichische Bundesregierung nur mehr knapp über dem Durchschnitt der EU-Staaten von 32,3 Prozent.

Ungleich: Frau ist „Influencerin“, Mann „Unternehmer“

Wie neun Frauen in Wien ihren Beruf und Alltag erleben, können Sie etwa hier nachlesen. Volksopern-Direktorin Lotte de Beer sei etwa manchmal die einzige Frau in Sitzungen. Modebloggerin Darya Alizadeh (DariaDaria) erzählt davon, wie ein männlicher Kollege überall als Unternehmer bezeichnet werde, und nicht als Influencer. Den Internationalen Frauentag brauche es mehr denn je. Er mache darauf aufmerksam, dass der Kampf um Gleichberechtigung noch nicht vorbei ist.

Die SPÖ belebt daher sogar ihren „Halbe-Halbe“-Slogan aus den 1990er Jahren wieder. Und wenn wir davon lesen bzw. darüber berichten, dass sich die Lohnschere schließe, heißt aber eben auch, dass es sie immer noch gibt.

Diskutieren Sie mit: Braucht es einen Internationalen Frauentag? Wie ist die Situation von Frauen in Österreich? Welche Defizite gibt es, in welchen Bereichen gibt es rechtlich bzw. in den Rahmenbedingungen Aufholbedarf hierzulande? Was können wir von anderen Ländern lernen? Wie sollen wir mit Ländern umgehen, die Frauenrechte drastisch einschränken?

(klepa)

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