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Wechsel an Huawei-Spitze verschärft Streit zwischen China und den USA

(c) imago images/ZUMA Press (Darryl Dyck via www.imago-images.de)
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Die Tochter des Gründers soll den chinesischen Konzern leiten. Sie stand 2018 im Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit Washington.

Erst vergangene Woche wurde im US-Kongress ein Gesetzesentwurf zum Verbot der Social-Media-App TikTok diskutiert. Nun könnte eine Personalentscheidung an der Spitze des chinesischen Telekommunikationsriesen Huawei die Beziehungen zwischen den USA und China weiter belasten. Denn mit 1. April soll die Tochter des Firmengründers und jetzige Huawei-Finanzchefin, Meng Wanzhou, den Vorsitz des Konzerns übernehmen. Sie soll damit ihrem 78-jährigen Vater, Ren Zhengfei, folgen, heißt es in Peking.

Die 51-Jährige wurde bereits 2018 zu einer zentralen Figur im Konflikt zwischen China und den USA. Damals wurde sie auf Ersuchen der US-Justiz in Kanada festgenommen. Der Vorwurf: Bankbetrug zur Umgehung von Sanktionen im Iran. Meng Wanzhou kämpfte aus dem Hausarrest drei Jahre lang juristisch gegen ihre Auslieferung an die USA. China verschärfte den Druck auf Kanada, indem zwei Kanadier unter dem Vorwurf des Spionageverdachts in China festgenommen wurden. Diplomaten kritisierten das Vorgehen als „Geiselpolitik“. 2021 konnte Meng Wanzhou im Gegenzug für die Freilassung der beiden Kanadier in ihre Heimat zurückkehren.

Drohen weitere Sanktionen?

Der Aufstieg der 51-Jährigen in die Konzernführung könnte die erheblichen politischen Vorbehalte in den USA gegen Huawei weiter vorantreiben. US-Präsident Biden erwägt laut US-Presseberichten bereits jetzt, die Sanktionen gegen das Unternehmen auszuweiten. Damit könnte Huawei den Zugang zu Halbleitern von wichtigen US-Zulieferern wie Qualcomm oder Intel ganz verlieren. Bisher dürfen diese mit Sondergenehmigungen veraltete Chips an das chinesische Unternehmen liefern.

Die USA begründen den Schritt mit Verbindungen Huaweis zu chinesischen Behörden und warnen vor der Gefahr von Spionage oder Sabotage. Huawei weist diese Vorwürfe entschieden zurück. Diskussionen über Netzwerksicherheit seien nötig, aber „eine Bewertung anhand des Herkunftslandes“ sei „diskriminierend“. Peking sieht die Sanktionen als Versuch, Chinas technologischen und politischen Aufstieg zu bremsen.
Schon unter Ex-US-Präsident Donald Trump landete das Unternehmen auf einer „Entity List“ des US-Handelsministeriums. Damit brauchen Exporteure spezielle Lizenzen für den Verkauf von US-Technologien an das Unternehmen. Das betrifft einerseits Anbieter von Apps wie Facebook, Google oder WhatsApp, aber auch Halbleiterfirmen. Unlängst berichtete das „Wall Street Journal“ über einen möglichen Widerruf von bestehenden Lizenzen.

Bereits zu Beginn des Konflikts wurde Huawei unter anderem der Zugang zum Smartphone-Betriebssystem Android von Google gekappt. Der ehemals zweitgrößte Smartphone-Hersteller der Welt wurde dadurch massiv geschwächt und verlor international seinen einstigen Marktanteil beinahe vollständig. Bei der Mobilfunkmesse in Barcelona vergangene Woche stellte Huawei gar keine neuen Smartphones mehr vor.

Umsatz hat sich stabilisiert

Gründer Ren Zhengfei, der das Unternehmen zum Weltkonzern aufbaute, zeigte sich meist selbstbewusst und gelassen. Im vergangenen Sommer zeichnete er in einem geleakten Memo jedoch ein düsteres Bild der Zukunftsaussichten des Unternehmens. Für Huawei gehe es angesichts der Covid-Maßnahmen, des Ukraine-Kriegs und der „Blockade durch die USA“ nicht mehr um Expansion, sondern ums Überleben. 2021 war der Umsatz um 28,6 Prozent eingebrochen. Der Technologieriese hat sich mittlerweile nach eigenen Angaben aber aus dem Krisenmodus befreit. Der Umsatz soll im Vorjahr mit umgerechnet 87 Milliarden Euro stabil ausgefallen sein. Ende März soll das Jahresergebnis präsentiert werden.

((lal/ag.))

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