Notenbanken

Die teuren Folgen der Geldschwemme

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Die Schweizer Nationalbank hat den Jahresverlust von 133 Milliarden Franken bestätigt. Auch andere Notenbanken leiden unter hohen Zinsen und Aktienschwäche.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat das vergangene Jahr mit einem Rekordverlust von 132,5 Milliarden Franken (133,1 Mrd. Euro) abgeschlossen. Die Notenbank bestätigte damit am Montag die im Jänner veröffentlichten vorläufigen Ergebniszahlen eines Verlusts von rund 132 Mrd. Franken. 2021 hatte die SNB noch einen Gewinn von 26,3 Mrd. Franken ausgewiesen.

Wegen des immensen Fehlbetrags wird die Zentralbank kein Geld an Bund und Kantone auszahlen, nachdem diese im vergangenen Jahr noch einen Beitrag von sechs Mrd. Franken für ihre Haushalte bekommen hatten.

Verantwortlich für den größten Verlust in der 115-jährigen Geschichte der Notenbank waren fallende Aktien- und Anleihekurse und die Aufwertung des Franken. Die Notenbank hatte jahrelang Euro und andere Devisen gekauft, um eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des in Krisenzeiten als sicherer Hafen gefragten Franken zu unterbinden.

Kapitalspritzen nötig?

Anderen Notenbanken ergeht es indes kaum besser. Auch die Europäische Zentralbank (EZB), die vor zwei Wochen ihre Bilanzzahlen veröffentlicht hat, fuhr im Vorjahr Verluste aufgrund hoher Zinsausgaben und Abschreibungen auf Wertpapiere ein. Die nationalen Notenbanken gehen daher diesmal leer aus. Nach Nutzung von 1,63 Milliarden Euro an Rückstellungen für finanzielle Risiken, um Verluste abzudecken, stand 2022 unter dem Strich nur eine schwarze Null. Bereits 2021 war der Jahresüberschuss der Euro-Notenbank deutlich auf 192 Millionen Euro zusammengeschmolzen. Die EZB schüttet ihre Jahresüberschüsse stets vollständig an die nationalen Notenbanken der Eurostaaten aus.

Der Hintergrund: Ein Jahrzehnt des Gelddruckens fordert seinen Tribut in Form von Milliardenverlusten. Den jeweiligen Staatskassen entgehen damit nicht nur Dividendenzahlungen, es könnten sogar Kapitalspritzen nötig werden. Das könnte auch politische Folgen nach sich ziehen.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), häufig als Notenbank der Notenbanken apostrophiert, sieht in diesen Verlusten kein echtes Problem: Die Institutionen können mit negativem Eigenkapital arbeiten und nicht pleitegehen; auf die Geldpolitik haben die Verluste nach Ansicht der BIZ keinen Einfluss.

Freilich hat die EZB selbst in der Vergangenheit etwa die tschechische Notenbank kritisiert, als deren Eigenkapital ins Minus geriet. Ihren eigenen Regeln zufolge sind Regierungen verpflichtet, bei Notenbanken in der Eurozone nachzuschießen, und auch die Frankfurter Zentrale selbst könnte Kapital benötigen.

Die Deutsche Bundesbank hat angekündigt, dass sie aktuell noch über ausreichend Reserven verfügt. In den kommenden Jahren würden die Rückstellungen aber sukzessive aufgebraucht, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel vor Kurzem. Es werde daher Jahre geben, in denen mit hoher Wahrscheinlichkeit rote Zahlen ausgewiesen werden.

Auch OeNB mit hohem Verlust

Nagel hatte im vergangenen Herbst gesagt, es sei aber nicht damit zu rechnen, dass der Staat Kapital nachschießen müsse. Zuletzt gab es in den 1970er-Jahren immer wieder Verluste bei der Bundesbank. Seinerzeit trugen die Währungshüter die Defizite immer wieder auf neue Rechnung vor. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) konnte die Verluste des Vorjahres von zwei Mrd. Euro nur durch eine signifikante Auflösung der Risikorückstellungen ausgleichen. OeNB-Gouverneur Robert Holzmann hatte kürzlich in einem Interview mit der „Presse“ gemeint, dass man davon ausgehen könne, dass die kommenden Jahre von weiteren Verlusten bestimmt sein werden. Die genauen Größenordnungen seien aber schwierig zu abzuschätzen, weil sie von der Inflationsentwicklung und den künftigen Zinsniveaus abhingen.

In jüngster Zeit habe die Geldpolitik dazu beigetragen, dass die größte Pandemie der vergangenen 100 Jahre abgefedert wurde. Dabei sei die Notenbank in Vorlage gegangen, indem Anleihen gekauft und Zinsen gesenkt wurden. Nun führe man das zurück, und das schlage sich in den Bilanzen nieder. Es seien massiv Anleihen gekauft worden, die geringe Zinserträge haben und nun an Wert verloren. Bei den Anleihen erhalte die Notenbank etwa 0,2 Prozent, und bei der Einlagen zahle sie derzeit zwei Prozent.

(APA/DPA/Bloomberg/Reuters/red.)

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