Leitartikel

Nehammers Chance liegt in Doskozils fehlendem Mut

Verrückte Innenpolitik: Die traditionell uneinige ÖVP versammelt sich hinter ihrem Obmann, dafür demontiert die SPÖ scheibchenweise ihre Vorsitzende.

Heimlich, still und völlig unbemerkt hat sich da vor ein paar Monaten so eine Art innenpolitische Tag-Nacht-Gleiche ereignet: Seit der Jahrtausendwende wurde Österreich in etwa gleich lang von Bundeskanzlern der ÖVP wie von der SPÖ geführt. Zieht man die Monate des Übergangskabinetts von Hartwig Löger und die Expertenregierung unter der ersten und bisher einzigen Bundeskanzlerin, Brigitte Bierlein, ab, so ungefähr je elf Jahre und ein paar Zerquetschte.

Das ist neben der bloßen Zahlenspielerei für Innenpolitik-Nerds insofern interessant, als bisher von einer Art natürlichen Kanzlerschaft der Sozialdemokratie ausgegangen werden konnte. Denn seit der Reigen der ÖVP-geführten Regierungen seit Beginn der Zweiten Republik 1970 mit Josef Klaus zu Ende gegangen war, konnte das Amt am Ballhausplatz von der ÖVP in über 50 Jahren nur in zwei politischen Ausnahmesituationen zurückerobert werden.

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