Mein Dienstag

Lob dem Gemüsehobel und anderen Lichtblicken

Ob nützliches Küchengerät oder fesselnde Kindergeschichte: wir brauchen Erfreulichkeiten des Alltags, um dem Schrecklichen der Welt die Stirne bieten zu können.

Es gibt zwei Arten von Menschen: diese, welche „Gemüsehobel“ sagen, und jene, die von der „Mandoline“ sprechen. Beide muss man sich, frei nach Camus, als glückliche Menschen vorstellen. Zumindest darf ich diesen Schluss aus meiner persönlichen Erfahrung ziehen. Die Anschaffung eines Gemüsehobels/einer Mandoline war eine der besten, mit der ich das Arsenal meiner Küche aufgerüstet habe. Erdäpfel, Rotkraut, Wurzelgemüse: ratsch-ratsch-ratsch, und schon ist's runtergehobelt. Gut, manchmal kommt ein bisschen Haut von der Handfläche mit, wenn ich allzu ungestüm über das Gerät wetze, aber erstens isst in unserer Familie niemand ausschließlich vegetarisch, und zweitens: Wo gehobelt wird, . . . na, Sie wissen schon.

Zweifellos sind das hier und heute biedermeierlich anmutende Zeilen. Ich möchte aber um Verständnis bitten, dass ich mir, sofern das möglich ist, meine innere Ausgeglichenheit im Angesicht der Schrecklichkeiten, die uns die Welt entgegenwirft und mit denen ich mich kraft meines Berufs täglich zu beschäftigen habe, nur durch regelmäßige Befassung mit Erfreulichem zu bewahren vermag.

Zu diesen Lichtblicken zählen die Kindergeschichten von Ernest und Célestine, jenem Duo aus brummigem Bären und pfiffiger Maus, die von der Brüsseler Autorin Monique Martin unter dem Künstlerinnennamen Gabrielle Vincent geschaffen wurden. Sie ist leider im Jahr 2000 verstorben, Ernest und Célestine leben hingegen weiter, zuletzt auch auf der Kinoleinwand im wunderbaren Zeichentrickfilm „Le voyage en Charabie“ (aus diesem bukowinisch angehauchten Land stammt der Klezmergeigenvirtuose Ernest, man hat dort das Musizieren verboten, alles Weitere müssen Sie sich selbst anschauen, wenn dieser Film in die österreichischen Kinos kommt). Am Montag enthüllte die Brüsseler Gemeinde Ixelles an der Place du Châtelain (Hausnummer 20) eine Gedenktafel, denn dort hat Monique Martin gewohnt. Ernest und Célestine hätten das gewiss wunderbar gefunden.

E-Mails an: oliver.grimm@diepresse.com

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