Wettbewerb

EU zwingt Apple, sein System zu öffnen

REUTERS
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Lang hat sich Apple gegen den europäischen Digital Markets Act (DMA) gewehrt. Nun will man sich den Vorgaben doch fügen und etwa andere App-Stores zulassen.

Apples Betriebssystem wird seit jeher im Vergleich zu jenem von Google (Android) als eingezäunter Garten beschrieben. Der iPhone-Konzern versteht sich als „Apple as a Service“, weswegen streng kontrolliert wird, welche Technologien für Drittanbieter freigegeben werden. Stichwort: NFC. Das kontaktlose Bezahlen funktioniert am iPhone ausschließlich über Apple Pay, Alternativen lässt der Konzern nicht zu. Ähnlich strenge Regeln gelten für den App-Store, inklusive der verbindlichen „Apple Steuer“. Doch damit könnte bald Schluss sein.

Vor mehr als 15 Jahren führte Apple den App-Store ein, mit gerade einmal 500 verfügbaren Apps. Dem Analyse-Unternehmen Business of Apps zufolge wurden 2022 mehr als 24 Milliarden Apps und Spiele auf iOS-Geräten weltweit installiert. An allen kostenpflichtigen Apps oder jenen, die In-App-Käufe anbieten, ist Apple umsatzbeteiligt. Bis zu 30 Prozent schneidet der iPhone-Konzern an jeder Transaktion mit. Wer versucht, die „Applesteuer“ zu umgehen, wird aus dem Store geschmissen und gesperrt, wie das Entwicklerstudio Epic Games mit seinem Erfolgsspiel „Fortnite“ am eigenen Leib zu spüren bekam.

Apple siegte auch vor Gericht

Als es nicht länger seine Verkaufserfolge mit Apple teilen wollte und eine alternative Bezahlmethode in seine App integrierte, wurden die Apps kurzerhand gesperrt. Der Fall landete vor Gericht; mit einem Erfolg für Apple.

Doch der Digital Markets Act (DMA) der EU bringt nun genau das, wogegen sich der in Cupertino ansässige Konzern auch gerichtlich so lang wehrte: eine Öffnung des eigenen Ökosystems – zumindest in Europa. Denn das im Jänner in Kraft getretene europäische Gesetz sieht vor, dass Endkunden der Zugang zu Produkten und Anwendungen anderer Anbieter ermöglicht werden muss. Bis März 2024 haben die Unternehmen Zeit, die entsprechenden Änderungen vorzunehmen, ehe die EU empfindliche Strafen verhängt.

Mit dem Gesetz soll sichergestellt werden, dass Onlineplattformen mit großer Wirtschaftskraft (mehr als sieben Milliarden Euro Jahresumsatz), vielen Nutzern (45 Millionen monatlich aktive Nutzer) und einer stabilen Marktposition ihr Geschäft fair betreiben. Zu diesen sogenannten Gatekeepern zählt unbestritten auch das wertvollste Unternehmen, wenngleich der Rekordbörsenwert von drei Billionen Dollar nur von kurzer Dauer war. Aktuell ist dieser auf 2,4 Billionen Dollar geschrumpft. Umso überraschender, dass Apple-Chefjurist Kyle Andeer bei einer Veranstaltung in Brüssel kürzlich einlenkte und ankündigte, dass Apple die Vorgaben des DMA erfüllen werde. Das bedeutet konkret: In naher Zukunft wird es möglich sein, alternative App-Stores auf dem iPhone zu nutzen. Aber auch Sideloads, also das Installieren einzelner Programme ganz ohne Store, werden dadurch ermöglicht. Vor gar nicht langer Zeit nannte Apples Chefentwickler, Craig Federighi, diese Option als „besten Freund für Cyberkriminelle“.

Fest steht: Apple behält sich das Recht vor, strenge Regeln für die Zulassung alternativer App-Stores zu erstellen, „um die Integrität der Apple-Produkte“ zu gewährleisten.

Apples Umsatz nicht in Gefahr

Die Europäische Kommission hofft, mit dem DMA Monopole aufzubrechen und einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Dass dies aber bei den Apple-Kunden gewünscht ist, bezweifelt Erik Woodring von der Investmentbank Morgan Stanley. In einer im Herbst 2022 durchgeführten Studie gaben weniger als 30 Prozent der Befragten an, ihre Apps abseits von Apple beziehen zu wollen. „Aus Verbrauchersicht sehen wir angesichts der unübertroffenen Sicherheit, Benutzerfreundlichkeit (Zentralisierung) und Zuverlässigkeit des App-Store nur geringe Nachfrage“, sagt Woodring. Die wirtschaftlichen Folgen des DMA seien überschaubar und würden nicht mehr als ein Prozent des Jahresumsatzes ausmachen, ist der Experte überzeugt.

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