Teamarbeit. Lydia Haider (rechts) schrieb den literarischen Text. Judith Goetz (Mitte) verfasste erklärende Fußnoten. Marina Weitgasser (links) machte ein Jahr lang Screenshots von Verbrechensberichten und platzierte diese im Text.
Buch und Performance

Du Herbert, was ist mit den Männern los?

Ein Jahr, ein Mann, 440 Straftaten: Um Gewalt gegen Frauen geht es in Lydia Haiders Buch „Du Herbert“ und der darauf basierenden Performance.

Warum sich Waltraud nicht in den Wald traut? Weil sie dort der Herbert immer so herbärt.“ Den Spruch hat Schriftstellerin Lydia Haider schon im Kindergarten gehört, und eine (nicht repräsentative) Umfrage in ihrem Freundeskreis ergab: Alle kannten ihn. Eine Anlehnung daran ist der Titel ihres neuen Buchs, das demnächst im Haymon Verlag erscheint und am 13. März in der Roten Bar des Volkstheaters präsentiert wird. „Du Herbert“. Entstanden ist es gemeinsam mit Judith Goetz (sie ist für den wissenschaftlichen Apparat zuständig) und Marina Weitgasser (die Screenshots gesammelt hat). Auch auf der Bühne ist es zu erleben: Am 22. März hat „Du Herbert“ Premiere, es ist eine Produktion des Schauspielhauses und wird von Antje Schupp in einem Glascontainer am Heldenplatz inszeniert. „Dieser Herbert ist total fiktiv, er hat nichts mit dem Kickl zu tun. Es ist einfach der Prototyp eines Namens, der für Männlichkeit am Land steht“, erklärt Haider. Dieser Herbert, ein 08/15-Mann, begeht 440 Straftaten in einem Rush.

Komposition männlicher Gewalt

Diese 440 Straftaten sind nicht erfunden: Es sind Berichte über Gewalt, die im Jahr 2020 auf der Start-Seite von orf.at zu finden waren. „Es war eine bewusste Entscheidung für orf.at, es ist die meistfrequentierte und eine staatliche Seite.“ Die Delikte sind ganz unterschiedlich. Sehr oft sind Messer im Spiel, einmal auch Fondue-Spießchen. Schusswaffen kommen vor, aber wegen des eingeschränkten Zugangs nicht ganz so oft.Eine beliebte Waffe bzw. ein Drohmittel ist das Auto: Absichtlich auf jemanden zuzufahren gehört zum Einschüchterungsrepertoire vieler Männer, das hat das Autorinnentrio bei der Recherche gelernt. Auch weniger brutale Gewalttaten sind Thema – etwa das Herunter­reißen von FFP2-Masken durch Maskenverweigerer. Oder ein Lehrer, der eine Schülerin küsst.

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