Chanel
Pariser Modewoche | Teil 2

Die Kameliendamen von Chanel, die Anziehfantasien von Miuccia Prada

Die Pariser Modewoche endete mit den starken Kollektionen zweier großer Häuser. Die Schweizer Marke Akris beging den zweiten Teil ihrer Jahrhundertsause, die Österreicherin Florentina Leitner etabliert sich als Fixstarterin der Avantgarde-Szene.

Gegen Ende der Semaine du Prêt-à-porter konnte es den meisten dann nicht schnell genug gehen. Der Generalstreik gegen die Pensionsreform fiel auf den letzten Tag der Modewoche, was die Nervosität des nach Wochen des internationalen Schauentreibens etwas erschöpften Fachpublikums noch steigerte. Zwei Höhepunkte des letzten Tages beschieden dem Schauentreiben aber einen gebührlichen Ausklang: Für das Maison Chanel hatte Virginie Viard sich von der Leichtigkeit der Kamelie, der Lieblingsblume von Gabrielle Chanel, inspirieren lassen und übersetzte diese in Mode, die Fragilität und Erdung zueinander führte (die Kombination aus massiven Stiefeln und fließenden Silhouetten war etwa besonders interessant).

Chanel
Chanel(c) APA/AFP/EMMANUEL DUNAND

Miuccia Prada wieder interessierte sich in der Kollektion von Miu Miu, der Pariser Schwestermarke von Prada, für „Ways of Looking“, wie sie ihre Kollektion betitelte. Es sei, ließ sie in einer Aussendung wissen, an der Zeit, „Dinge neu zu bewerten“. Das deckt sich ohnehin mit ihrer rebellischen Herangehensweise an das Modeschaffen, das sich seit einigen Saisonen mehr in der Arbeit für ihre Zweitlinie zu manifestieren schient. Das Ergebnis war eine sehr persönlich angelegte Auseinandersetzung mit der Geste des Sich-Anziehens, was sich in einigem an Lingerie-Leichtigkeit und wie in großer Eile entstandenen Looks äußerte. Die über Tops gezogenen Strumpfhosen (natürlich mit Miu-Miu-Logo am Bund) werden Modefans in den kommenden Monaten gewiss häufiger entgegenblitzen.

Miu Miu
Miu Miu(c) AFP or licensors

Zwei junge Aristokraten, Charles de Vilmorin bei Rochas und Ludovic de Saint Sernin bei Demeulemeester, ließen mit ihrer Interpretation der jeweiligen Marken-DNA aufhorchen. Für Saint Sernin war es gar eine Premiere als Hausdesigner der belgischen Marke, die er als Hommage an die Labelgründerin anlegte. De Vilmorin besann sich ebenfalls auf die Arbeit des großen Couturiers Marcel Rochas, dessen Enkelin, Pauline, übrigens als exquisite Duftunternehmerin in Wien lebt.

Akris
Akris(c) IMAGO/Sipa USA

Der Schweizer Albert Kriemler feierte zum zweiten Mal das 100-jährige Bestehen der Marke Akris aus St. Gallen. Diesmal holte er sich Inspiration bei Stoffmustern und Entwürfen aus den Siebzigerjahren, was einen für Akris etwas ungewöhnlichen Retrochic zur Folge hatte. Entsprechend dynamisch war auch die Präsentation der Kollektion, manche der Besucherinnen und Besucher wähnten sich wohl nicht in einem Kulturzentrum im 19. Arrondissement, sondern bei hellichtem Tage in einer After-Hour.

Elie Saab
Elie Saab(c) IMAGO/UPI Photo

Der libanesische Stardesigner Elie Saab interpretierte die Trägerin seiner in arabischen Ländern besonders beliebten Traumkleider als eine „ungezähmte Blume“, was aber glücklicherweise nicht so kurios aussah, wie es sich eventuell lesen mag. Sein Verwandter im Geiste, der Römer Giambattista Valli, spielte in seinem Prêt-à-porter mit jüngeren Overall-Silhouetten und aufwendigen Stickereien – als historisch wertvolle Stilvorlage diente hier Joséphine de Beauharnais, die Gattin Napoleons.

Ebenfalls mit historischem Bezug, dabei aber völlig frei und auf ihre unbekümmerte Weise, hatte die in Antwerpen lebende Österreicherin Florentina Leitner ihre Kollektion entworfen: Leitner orientierte sich an Jeanne d'Arc, am Bild eines aus der Asche erstehenden Phönix. Das Ganze aber so humorvoll und, wie man das jetzt gern nennt, „quirky“, dass sie am Puls der Zeit liegt. Leitner ist im offiziellen Kalender der französischen Modekammer für die Fashion Week verzeichnet, was ein wichtiges Signal ist und einer Adelung gleichkommt. „Jemand hat mich gefragt, wie ich mit meiner Mode die Generation Z erreichen möchte“, erzählte sie lachend in ihrem Showroom. „Dabei ist das ganz einfach, ich gehöre ihr ja selbst noch an.“

>> Hier finden Sie den 1. Teil unsere Pariser Modeberichterstattung mit Dior, Vivienne Westwood, Schiaparelli, Hermés, Coperni und Balenciaga

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