Yasmeen Lari: Ausstellung über die erste Architektin Pakistans

Als erste Architektin Pakistans entwarf Yasmeen Lari (*1941) ikonische Bauten der Moderne, bevor sie eine Zero-Carbon-Selbstbau-Bewegung für Klimageflüchtete und Landlose begründete.

Die Ausstellung „Yasmeen Lari. Architektur für die Zukunft“ zeigt erstmals Yasmeen Laris außergewöhnliches Werk, von den modernistischen Anfängen der 1960er Jahre über ihre Zeit als Stararchitektin bis zur aktuellen humanitären Architektur, die auf Dekolonialisierung und Dekarbonisierung beruht.

Heute praktiziert Lari Architektur als Klimaaktivismus, um die Rechte von Menschen und Natur gleichermaßen zu wahren.
Im Bild: Yasmeen Laris Zero-Carbon-Architektur: flutresistente Häuser in Selbstbauweise in Sindh, Pakistan, seit 2010.

Anhand von bisher unveröffentlichten Fotos, Zeichnungen und Dokumenten vermitteln die drei Kuratorinnen Angelika Fitz, Elke Krasny und Marvi Mazhar den beeindruckenden Werdegang der Architektin von der internationalen Moderne zu einer CO2-armen Architektur.
Im Bild: Skywalk FTC – Finance and Trade Centre (Finanz- und Handelszentrum), Architektin: Yasmeen Lari, Karatschi, Pakistan, 1982–89.

1941 noch unter britischer Herrschaft im heutigen Pakistan geboren, erhielt Lari ihre Architekturausbildung in England. Sie eröffnete 1964 als erste Frau in Pakistan ein Architekturbüro. Sie entwarf Pakistans ersten sozialen Wohnbau in Lahore (im Bild) und Landmark-Gebäude, wie das Headquarter von Pakistan State Oil in Karatschi.

Ihr eigenes Haus (im Bild), eine Ikone des Brutalismus, machte sie international bekannt.

Gleichzeitig begann sie sich intensiv mit lokalen Bautraditionen auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit ihrem Mann Suhail Zaheer Lari gründete sie die Heritage Foundation of Pakistan und erforschte das bauliche Erbe ihres Landes, die beiden Weltkulturerbestätten in Makli und Lahore ebenso wie Bauten des Alltags. Im Bild: Zero Carbon Cultural Centre in Makli.

Seit 2005 hat Lari Architektur als Klimaaktivismus neu definiert und in Pakistan, einem der Länder, das am stärksten von der Klimakatastrophe betroffen ist, die weltweit größte Zero-Carbon-Selbstbau-Bewegung initiiert. Zehntausende flut- und erdbebensichere Häuser, sanitäre Infrastrukturen, rauchfreie Herde und Gemeinschaftseinrichtungen aus klimaneutralen Materialien wie Bambus und Lehm wurden im Selbstbau nach den Plänen von Yasmeen Lari errichtet.

Diese Arbeit wurde in den letzten Jahren auch international mit Preisen gewürdigt: 2016 erhielt Lari den Fukuoka Preis für Kunst und Kultur, 2020 den Jane Drew Preis und 2021 das Ehrendoktorat des Politecnico di Milano. Aktuell hat sie eine Gastprofessur an der Universität Cambridge. Im Bild: Yasmeen Lari hat den rauchfreien Pakistan Chulah (Pakistanischer Herd) entwickelt, der nur halb soviel Brennmaterial braucht.

Zur aktuellen Ausstellung im Architekturzentrum Wien www.azw.at erscheint das Buch „Yasmeen Lari. Architecture for the Future” bei MIT Press. (red./ 8. 3. 2023)