Fahrbericht

Camping im Winter: Wenn die wichtigste Sonderausstattung ein Netflix-Zugang ist

Offen ist das Dach nur für das Foto, im Winter bleibt es besser zu
Offen ist das Dach nur für das Foto, im Winter bleibt es besser zuRief
  • Drucken

Wintercamping im VW California: bequem und dank Standheizung auch warm, aber in langen Nächten eher recht langweilig.

Wien. Es ist fast ein wenig skurril: Obwohl das überaus beliebte Campingmobil von Volkswagen California heißt und der ursprüngliche VW-Bus eigentlich die inoffizielle Wohnstätte der US-amerikanischen Flower-Power-Bewegung war, gibt es den Camper in den USA nicht. VW begründet es mit den amerikanischen Vorschriften für Kleinbusse.

Der Name California legt nahe, dass man mit diesem Campingauto primär im Sommer unterwegs ist - am Strand, vielleicht noch mit einem Surfbrett auf dem Dache. Aber eher nicht im Winter mit Tourenskiern oben drauf. Genau das war aber unser Ansatz, um die Wintertauglichkeit des wendigen Busses zu testen.

Gleich vorweg eine Empfehlung für winterliches Campen. Man sollte sich unbedingt einen Netflix-Zugang leisten und sicherstellen, dass man mobiles High-Speed-Internet hat. Denn im Winter wird es sehr früh dunkel, und es bleibt nicht viel zu tun auf den paar Quadratmetern im Bus, wenn weit und breit keine Après-Ski-Bar und kein Gasthaus ist. Sagen wir so: Man schafft in ein paar Tagen ziemlich viele Folgen von "Breaking Bad".

Geringer Verbrauch für die Heizung

Kalt wird einem im VW California dabei nicht. In der Dachgalerie sitzt leicht erreichbar ein Touchscreen zur Regelung und Programmierung einer Standheizung (Aufpreis: knapp 2800 Euro), die aus dem Dieseltank des Busses gespeist wird. Der Verbrauch beläuft sich auf etwa 0,2 bis 0,4 Liter pro Stunde. Man kann also beruhigt mehrere Tage weit weg von der Zivilisation übernachten.

Bevor man zur nächsten Tankstelle fahren muss, muss man auf jeden Fall zum nächsten Gasthaus fahren. Denn nicht jeder California kommt mit einer eingebauten Küchenzeile, auf der man sich ein Abendessen zubereiten kann. Bei der getesteten California Beach Edition muss man den Gaskocher selbst mitbringen (im Beach-Camper ist eine versteckte Küchenzeile verbaut) - und das bei einem Preis von doch recht beachtlichen 111.549 Euro. Es bewahrheitet sich: Der VW California ist der Porsche 911 des Familienvaters.

Knapp über acht Liter

Für den Preis wird aber alles geboten, um den Bus sicher durch die Winterlandschaft manövrieren zu können. Etwa Allradantrieb, bei VW 4 motion genannt. In Kombination mit dem 150-PS-Dieselmotor und dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe ist man recht sicher und bequem unterwegs - wenn man vernünftig fährt und sich auf der Autobahn an die Empfehlungen von Umweltministerin Leonore Gewessler hält, nicht schneller als 100 km/h zu fahren, auch recht weit: Dann kommt man auf einen Durchschnittsverbrauch von etwas über acht Litern auf 100 Kilometern. Hat man es eiliger, kratzt man an der Zehnlitermarke.

Immer wieder beeindruckend ist das Raffinement, mit dem Zubehör auf kleinstem Raum im Campingbus untergebracht ist. Der Tisch und die Sessel in der Türverkleidung etwa, die so angebracht sind, dass sie bei der Fahrt eben nicht klappern. Oder die Möglichkeit, den Bus mit ein paar schnellen Handgriffen zum Schlafraum für bis zu vier Personen zu machen: zwei unten, zwei bei aufgeklapptem Dach oben - das allerdings nur bei Temperaturen wie in California. Im Winter lässt man das Dach besser zu.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.