Robert Palfrader, Thomas Maurer und Florian Scheuba lasen im überfüllten Audimax aus den Abhörprotokollen der Beschuldigten im Buwog-Skandal. Sie zeigten ein entlarvendes Bild.
Das Leben schreibt manchmal das beste Kabarett. Das weiß man in Österreich spätestens seit dem 21. Dezember, dem Tag, an dem die geheimen Abhörprotokolle von Telefonaten zwischen Walter Meischberger, Ernst Karl Plech und Karl-Heinz Grasser veröffentlicht wurden. Welches kabarettistische Potenzial diese Protokolle - ohne Verfremdung - der Beschuldigten im Buwog-Skandal haben, das führten Robert Palfrader, Thomas Maurer und Florian Scheuba am Montagabend im überfüllten Audimax der Universität Wien eindrucksvoll vor.
Nicht als Kabarett, sondern als Vorlesung wurde die Lesung deklariert. Genauer gesagt, als "Pflichtübung ins österreichische Real-Verfassungsrecht", wie es Heinz Mayer, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Wien, formulierte. Er hatte die Vorlesung mit den kabarettistischen "Gastprofessoren" und "Falter"-Aufdecker Florian Klenk möglich gemacht.
Rollenverteilung "sicherheitshalber"?
Die Rollen wurden verteilt, so könne man "den Meischberger in uns allen finden", sagte Scheuba. Oder entschied man sich doch "sicherheitshalber" für diese Verteilung, wie Maurer einwarf? Denn freilich: Die Lesung könnte unangenehme Konsequenzen haben, das Medienrecht droht immerhin mit Strafen bis zu 100.000 Euro, wenn die Gespräche wiedergegeben werden. Auf eine Vorlesung trifft das Medienrecht nicht zu - das nutzten die Beteiligten. So wurde nicht nur aus den bekannten, durch eine parlamentarische Anfrage immunisierten Protokollen vorgelesen, sondern auch aus jenen, die noch nicht an die Öffentlichkeit drangen.
Gerade die noch nicht veröffentlichten Passagen wirkten entlarvend. Nicht nur "Geschäftsgespräche" wurden wiedergegeben, sondern auch zwei Dokumente und ein paar Gespräche, die Einblick in die privaten Sorgen Meischbergers boten. Sie lassen die Beteiligten geschwätzig, selbstherrlich und frei von jedem Unrechtsbewusstsein erscheinen.
Bedeutungsschwangeres "M-hm"
Die Stärke der Kabarettisten lag vor allem darin, Gesprochenes wieder sprechen zu machen: Wie viel bedeutungsvoller klingen doch die vielen "M-hm", "A-has" und "Verstehe" in der direkten Rede! Scheuba brillierte als naiv-schwachmatischer Grasser, Maurer glänzte als grantelnder Plech und Palfrader fand in sich einen herrlichen dümmlichen Meischberger - samt krachendem Tiroler Akzent. Ginge es dabei nicht um reale Millionen, die zugeschanzt, verschoben und verschwendet worden sein dürften (Achtung: Unschuldsvermutung), wäre es vielleicht noch komischer. Wobei: Das Wesen der schwarzen Seele des österreichischen Kabaretts ist doch, dass einem das Lachen manchmal im Halse stecken bleibt. Sonst schriebe das Kabarett ja das harmlosere Leben.
Die Lesung - 2. Termin
"Da bin ich jetzt supernackt - Grassers Telefonprotokolle als Vorlesung"
Mit Thomas Maurer, Robert Palfrader und Florian Scheuba.
31. Jänner um 21 Uhr im Audimax der Universität Wien, Eintritt frei.