Gewerbeflächen

Graz: Weiter Aufwind für Logistik-Immos

Der Technologie- und Gewerbepark „Panattoni Park Graz Süd“ soll in Hasendorf/Wagna auf einem 100.000 m2 großen Grundstück entstehen.
Der Technologie- und Gewerbepark „Panattoni Park Graz Süd“ soll in Hasendorf/Wagna auf einem 100.000 m2 großen Grundstück entstehen. Panattoni
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Der Logistik-Hotspot ist bei Developern nach wie vor gefragt. Erstmals wird nun ein Projekt spekulativ errichtet – und unterstreicht somit die Bedeutung des Marktes.

Der Motor am Logistikstandort Graz/Umgebung brummt. „Die Nachfrage nach modernen Immobilien ist absolut gegeben“, sagt Michael Schlager von Schlager Immobilien. Das Angebot hinkt hinterher, was sich aber bald ändern sollte: So steht etwa ein Technologie- und Gewerbepark mit 70.000 m2 in Leibnitz kurz vor Baubeginn, zwei weitere, allerdings noch nicht baugenehmigte Projekte sind in der Pipeline. Dazu kommen einige kleinteilige Projekte mit rund 3000 m2 Hallenfläche. „Angesichts der Tatsache, dass es keine genauen Marktzahlen gibt, kann man die Leerstandsquote nicht exakt definieren. Aber gefühlt geht sie gegen null“, weiß Franz Kastner, Logistikexperte bei CBRE, der den aktuellen Bestand an modernen Logistikflächen im Großraum Graz mit knapp unter 1.000.000 m2 beziffert.

Spekulative Projekte

Im VGP Park Premstätten wird darüber hinaus das Verteilzentrum des Onlineriesen Amazon errichtet. „Hier, in Kalsdorf, Lebring und Leibnitz, gibt es noch Widmungen für Logistik, während andere Gemeinden das Thema rigoros behandeln“, sagt Schlager. „Insgesamt kommen in den nächsten Jahren mehr als 200.000 m2 moderne Logistikflächen auf den Markt.“ Kastner weist in diesem Zusammenhang auf eine Besonderheit des Leibnitzer Projekts hin, das vom US-Developer Panattoni realisiert wird. „Es handelt sich dabei um das erste Projekt, das auf dem Grazer Markt spekulativ errichtet wird. Ein deutliches Bekenntnis zum Standort“, sagt Kastner, der davon ausgeht, dass es noch während der Bauzeit zur Vollvermietung kommt.

Denn die Nachfrage nach modernen Logistikflächen werde in den nächsten Jahren hoch bleiben. Ein Teil davon sei auch auf Transfers aus Immobilien zurückzuführen, die nicht mehr den Anforderungen der Nutzer sowie der Nachhaltigkeit entsprechen, so Kastner. Denn Letztere gewinnt sowohl bei Mietern als auch Entwicklern immer mehr an Bedeutung, was nicht zuletzt auf die EU-Taxonomie zurückgeführt werden kann. Es sei auch nicht davon auszugehen, dass die Spitzenmiete, die derzeit bei 6,50 Euro/m2 netto liegt, sinken werde.

Der Markt für Logistikimmobilien ist aber nicht der einzige mit einem spekulativen Projekt. „Auch auf dem Büromarkt zeichnet sich dieser Trend ab“, sagt Schlager, der sowohl Nachfrage als auch Angebot an modernen Büroflächen als „gut“ bezeichnet. Leerstände gibt es in diesem Segment, in dem die Quadratmetermiete bei 13,50 Euro netto beginnt, kaum: So steht beispielsweise der Smart Tower, der über eine Gesamtnutzfläche von rund 6500 m2 verfügt, kurz vor der Vollvermietung. „Der Bauteil Sieben im Technopark Raaba war bereits vor Baubeginn zu 50 Prozent verwertet, auch ein Büroprojekt am Flughafen vor Fertigstellung vermietet“, erzählt Schlager.

Wie moderne Logistikimmobilien punkten derartige Büroprojekte besonders mit Energieeffizienz – aber nicht nur das. „Kunden schätzen, dass sie in diesen moderne Flächenkonzepte umsetzen können.“ Ein weiterer Trend: „Die Mieter binden sich wieder länger, zehn Jahre sind keine Seltenheit“, sagt Schlager. Deutlich weniger Optimismus ist im Bestand zu spüren. Schlager: „Gebrauchte Büros mit hohen Betriebskosten, die nicht der modernen Arbeitswelt entsprechen, brechen weg.“

Schwere Zeiten für den Handel

Ähnlich ist die Entwicklung bei Geschäftslokalen. „In B-Lagen wird es dramatisch“, sagt Alois Marchel von Remax Commercial Graz. Hier seien Geschäfte nur schwer zu vermieten, und wenn doch, sei das Mietverhältnis meist kurz. Etwas besser sieht es in den A-Lagen der Innenstadt aus, wobei auch diese immer enger gefasst werde. Mehr Leerstände erwartet er im Übrigen auch in den Einkaufszentren, wobei diese nach wie vor mit dem Einkaufserlebnis punkten könnten. „Aber es ist unbestritten, dass der Handel unter Druck ist“, meint Marchel. Das Problem im Handel seien zum einen die hohe Marktsättigung, der Trend zum E-Commerce und ein Verdrängungswettbewerb der Standorte, sagt Schlager. Zum anderen könnten Unternehmen Preistreiber wie hohe Energie- und Personalkosten nicht auf Kunden überwälzen. „Die Folge ist ein Handelssterben“, sagt Schlager.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2023)

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