Parks, Denkmale und Kulturgüter haben keine Lobby – außer einer engagierten Zivilgesellschaft. Die geplante Bebauung eines Grundstücks im Sichtfeld des berühmten Sanatoriums von Josef Hoffmann in Purkersdorf schlägt hohe Wellen – ein Fallbeispiel.
So viel ist sicher, es bleibt erhalten“, sagt Stefan Steinbichler, Bürgermeister von Purkersdorf. In seiner Gemeinde steht das ehemalige Sanatorium „Westend“ von Josef Hoffmann, ein epochales Stück Weltarchitektur an der Schwelle vom Jugendstil zur Moderne. 1996 inszenierte Paulus Manker dort sein faszinierendes Polydrama „Alma – A Show Biz ans Ende“ zum ersten Mal, sechs Jahre lang folgte das Publikum dem Spielverlauf über die mehrläufige Prachtstiege mit Oberlicht durch Zimmerfluchten, Bäder in den mondänen Speisesaal. Alle waren überwältigt.
Seit der Kundmachung einer beabsichtigten Widmungsänderung des Grundstücks 170/14 in der Wiener Straße 68 im Dezember 2022 gehen die Wogen hoch. Die Parzelle grenzt direkt an den Park des Hoffmann-Sanatoriums – bzw. das, was davon übrig ist. Im Westen wird er von Wohnbauten begrenzt, im Norden von der neuen Seniorenresidenz, die über den denkmalgeschützten, verglasten Wandelgang mit Hoffmanns Bau verbunden ist. Decken- und Stiegenkonstruktion nutzen die modernste Technologie ihrer Zeit, ebenso wesentlich war der Park als integrativer Teil des Gesamtkunstwerks.
„Das Hoffmann-Sanatorium verdient aufgrund seiner hohen künstlerischen Qualität und seiner architektur- und kulturhistorischen Bedeutsamkeit erhalten zu werden“, schrieb Eduard F. Sekler, Hoffmann-Biograf und architekturhistorische Eminenz der Harvard University. „Nicht nur im Interesse Österreichs, sondern als Teil des kulturellen Erbes der Menschheit.“ Erstaunlich spät – 1992 – wurde es unter Denkmalschutz gestellt.
1904/05 war das Sanatorium auf einem riesigen Grundstück des jüdischen Industriellen Victor Zuckerkandl als luxuriöse Kuranstalt für Heilbäder und physikalische Therapie errichtet worden. Hoffmann hatte es als Gesamtkunstwerk mit Möbeln und Interieur entworfen, auch der Park gehörte dazu. Alma Mahler, Arthur Schnitzler, Arnold Schönberg, Hugo von Hofmannsthal zählten zu den illustren Gästen, dann kamen Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus, Enteignung und Ermordung der Besitzerfamilie, Kriegsversehrte und die Russen. Das Rückstellungsverfahren an die einzigen zwei Überlebenden, Fritz Zuckerkandl und Hermine Müller-Hofmann, endete 1952 in einem Vergleich.