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Samuel Taylor Coleridge

Oh, wie gut ist Opium

Samuel Taylor Coleridge
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Licht in die dunklen Sphären der englischen Romantik bringt Florian Bissig mit einer Biografie zu Samuel Taylor Coleridge und einem zweisprachigen Lyrikband mit neuen Übersetzungen.

Er gehört zu den „Great Six“ der Dichter der englischen Romantik: Samuel Taylor Coleridge – sein Name ist im selben Atemzug zu nennen mit William Blake, Lord Byron, John Keats, Percy Bysshe Shelley und William Wordsworth. Mit Letzterem verband Coleridge eine dichterische Freundschaft, was Konkurrenzkämpfe nicht ausschloss.

Das Problem bei englischsprachiger Romantik: Es gibt so gut wie keine zweisprachigen Ausgaben – außer antiquarisch. Ausnahmen bestätigen hier die Regel: Blake bei DTV, Keats im Reclam Verlag. Bei deutschsprachigen Biografien zu den genannten Dichtern sieht es dann ganz düster aus. Da ist es schon eine Sensation, wenn im Dörlemann Verlag sowohl eine Auswahl der Gedichte Samuel Taylor Coleridges als auch eine Biografie über ihn erscheinen. Diese wie auch die Lyrik-Übertragungen hat Florian Bissig verfasst, Schweizer Anglist, Übersetzer und Kulturjournalist.

„Coleridge war ein interdisziplinärer Denker, dessen lebenslanger Lesehunger vor wirklich nichts Halt machte. Keine historische Epoche war ihm fremd, keine akademische Disziplin, kein Genre“, konstatiert Bissig. Im Jahr 1818 hielt Coleridge in London eine Reihe von „Vorlesungen über die Prinzipien des Urteilens, Kultur und europäische Literatur“. Dabei stellte er dem englischen Publikum die wichtigsten Dichter französischer, italienischer, spanischer und deutscher Sprache vor. Damit wurde Coleridge zu einem Vertreter der Vergleichenden Literaturwissenschaft avant la lettre.

Liest man in der Biografie Bissigs, so hat man das Gefühl, dass Coleridge nicht nur ein ausgezeichneter Lyriker gewesen ist, sondern ebenso ein begnadeter Redner, der – wenn er in Geldschwierigkeiten war – leicht Freunde überreden konnte, ihm auszuhelfen. 1798 reiste er nach Deutschland, verbrachte fast ein Jahr in Hamburg und Göttingen. Bald konnte er „flüssig und mit der ihm eigenen Eloquenz auf Deutsch diskutieren, allerdings mit einer katastrophalen Aussprache“. Die Philosophie eines Immanuel Kant und eines F. W. J. Schelling hatten es ihm angetan: „Die Idee der philosophischen Kritik der ästhetischen Urteilskraft etwa oder das Bestreben, religiöse und metaphysische Prinzipien auf die Literatur oder auch die Politik zu beziehen, gehören zu den ,deutschen‘ Grundpfeilern seines Denkens der kommenden Jahrzehnte.“ Leider erfährt man bei Florian Bissig wenig Konkretes über Coleridges Einbezug des deutschen Idealismus auf seine Arbeiten. Friedrich Schiller begeisterte den englischen Romantiker besonders. Einen Teil der „Wallenstein“-Trilogie übersetzte er ins Englische, und „Die Räuber“ erschütterten ihn in Mark und Bein. So beginnt ein Gedicht an den deutschen Stürmer und Dränger voll Enthusiasmus: „Schiller! That hour I would have wish'd to die – Schiller! Ich hätte sterben wolln zur Stund)“. Mehr schon in Richtung Klassik weisend nennt Coleridge dann Schiller: „Du Barde der Erhabenheit“.