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Ich bin so hübsch wie ein Donut

Jugendliche verwenden viel Energie, um den Grat zwischen zu stark gefilterter und realistischer Selbstpräsentation herauszufinden.
Jugendliche verwenden viel Energie, um den Grat zwischen zu stark gefilterter und realistischer Selbstpräsentation herauszufinden.Glanz
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Digitale Filter wie „Donut Glaze“ oder „Glass Skin“ verweisen auf ein neues Phänomen von Schönheitskultur in Zeiten sozialer Medien: Ziel ist ein Hautbild, das absichtlich künstlich wirkt – heraus kommt das „Instagram Face“.

Am 25. Januar 2022 teilte das US-amerikanische Model Hailey Bieber mit ihren über 44 Millionen Follower:innen auf Instagram einen Post mit insgesamt vier Bildern. Auf drei der Aufnahmen ist sie in Unterwäsche zu sehen, und ihre Haut glänzt überdurchschnittlich stark. Im letzten Bild trägt sie eine der populären Sheet Masks, ein mit Serum angereichertes Stück Tuch, das aufs Gesicht gelegt wird. In den Captions schreibt sie: „Glazed donut skin all 2022. Tell a friend.“ Der Beitrag wurde 2,5 Millionen Mal gefavt und wird oft zitiert, wenn auf den „Donut Glaze“-Trend verwiesen wird.

Der „Donut Glaze“-Trend korrespondiert mit einem weiteren Hautpflegetrend, der aus Korea stammend schon seit 2017 global zirkuliert und zu zahlreichen viralen Social-Media-Posts geführt hat. Ziel bei dem „Glass Skin“-Trend ist es, die Haut so ebenmäßig und glatt zu pflegen, dass sie mit dick aufgetragener Feuchtigkeitspflege wie Glas aussieht. Koreanische Schönheitspflegeroutinen sind seit einigen Jahren weltweit sehr populär, was zum einen mit der erfolgreichen südkoreanischen Make-up-Industrie zusammenhängt, aber ebenso mit der Tatsache, dass sich die komplexen Pflegeroutinen sehr gut in den sozialen Medien inszenieren lassen und daher bei Beauty-Influencer:innen auf viel Gegenliebe stoßen.

Die beiden viralen Beauty-Trends „Donut Glaze“ und „Glass Skin“ verweisen auf ein neues Phänomen von Schönheitskultur in Zeiten sozialer Medien: Ziel der Pflege ist es nicht mehr, eine perfekt und natürlich wirkende Haut zu erreichen, stattdessen richtet sich die Obsession auf ein künstlich wirkendes Hautbild. Die Hypes um gläsern wirkende Haut oder eine mit den Lichtbrechungseffekten einer Donutglasur lassen Schlüsse auf die Spannung zwischen Schönheitstrends in der realen Welt und Filtertechnologie in der virtuellen Selbstrepräsentation zu. Die aktuellen Hautpflegetrends zielen darauf ab, in der Offline-Realität ein Haut- und Körperbild zu reproduzieren, das die User:innen von ihren Selfies und aus Social-Media-Profilen kennen. Die Obsession mit reiner und hyperglatter Haut ist unter anderem eine Folge von Filtertechnologie, deren Verschönerungseffekten man in den sozialen Medien permanent ausgesetzt ist.

Auswirkungen in der Realität

Die besonders auf Instagram häufig verwendeten Filter verändern nicht nur das Hautbild, indem sie beispielsweise die Haut stark weichzeichnen und damit Falten und Unebenheiten retuschieren, sie manipulieren ebenso grundlegende Merkmale des Gesichtes: Kiefer werden schmaler dargestellt, Augen vergrößert, Lippen sehen plötzlich voller aus, sodass der Mund zum Schmollmund wird. Die mit Filtern bearbeiteten Gesichter, denen wir in den sozialen Medien begegnen, verändern auch unsere Schönheitsvorstellungen und bringen viele User:innen dazu, in der Offline-Realität dem virtuellen Idealbild einer ebenmäßigen und reinen Haut nachzueifern. Auf Tiktok, Snapchat und Instagram können sich die User:innen mit Make-up-Filtern Lippenstift oder Eyeliner auftragen. Besonders Filter, die Wimpern verlängern und verdichten, sind ausgesprochen beliebt – und haben zu erhöhter Nachfrage nach Wimpernverdichtung- und -verlängerung auch in der realen Welt geführt.


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