Provokanter Tweet

BBC setzt Starmoderator Gary Lineker ab

Leicester City v Chelsea - Premier League - King Power Stadium Gary Lineker arriving ahead of the Premier League match a
Leicester City v Chelsea - Premier League - King Power Stadium Gary Lineker arriving ahead of the Premier League match a(c) IMAGO/PA Images (IMAGO/Mike Egerton)
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Gary Lineker, der bestbezahlte Moderator der BBC, verglich die britischen Pläne für den Umgang mit Migranten mit Nazi-Deutschland. Der Sender nahm ihn aus dem Programm. Die Entscheidung stößt auf Unverständnis.

Die Sprache, mit der die konservative britische Regierung für ihre umstrittene Asylgesetzgebung werbe, sei "Deutschland in den 1930er Jahren nicht unähnlich", hatte Ex-Stürmerstar und BBC-Starmoderator Gary Lineker am Dienstag getwittert. Die Aussage hat Folgen für den Moderator – und löste eine Debatte um freie Meinungsäußerung in Großbritannien aus.

Am Freitag gab die BBC bekannt, Lineker, ihren bestbezahlten Moderator, vorerst abzuziehen. Der 62-Jährige lasse seinen Job ruhen, bis er sich mit dem öffentlich-rechtlichen Sender über seine Nutzung sozialer Medien geeinigt habe, teilte die BBC mit. Linekers jüngste Äußerungen bei Twitter seien "ein Verstoß gegen unsere Richtlinien". "Wir haben nie gesagt, dass Gary eine meinungsfreie Zone sein sollte oder dass er keine Meinung zu Themen haben darf, die ihm wichtig sind. Aber wir haben gesagt, dass er sich davon fernhalten sollte, in parteipolitischen Fragen oder politischen Kontroversen Partei zu ergreifen", erklärte der Sender.

Linekers Tweet hatte sich auf Pläne der britischen Regierung über den Umgang mit Migranten, die ohne offizielle Erlaubnis einreisen, bezogen. Diese sollen, so sieht es die Regierung vor, zunächst in Unterkünften festhalten und dann nach Ruanda oder in andere Staaten ausweisen. Das Recht, Asyl zu beantragen, soll ihnen entzogen werden. Die Pläne könnten gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstoßen. Innenministerin Suella Braverman hatte mit Blick auf die steigende Zahl von Menschen, die über den Ärmelkanal ins Land kommen, unter anderem von einer "Invasion" gesprochen. 

Lineker: "Und ich soll nicht ganz bei Trost sein?"

"Mehr als schrecklich" nannte Lineker auf Twitter diese Pläne. Auf Kritik, er sei "nicht ganz bei Trost" ("out of order"), antwortete er: "Dies ist eine unermesslich grausame Politik, die sich gegen die am stärksten gefährdeten Menschen richtet, in einer Sprache, die der von Deutschland in den 1930er Jahren nicht unähnlich ist, und ich soll nicht ganz bei Trost sein?"

Premierminister Rishi Sunak und reagierte empört. Mehrere Abgeordnete der Konservativen Partei forderten die BBC auf, sich von Lineker zu trennen.

Auch Alan Shearer und Ian Wright moderieren nicht

Doch Lineker erhält auch Unterstützung. Seine Co-Kommentatoren Alan Shearer und Ian Wright, ehemalige englische Nationalspieler, verzichten am Samstag auf Auftritte in "Match of the Day" (MOTD). "Ich habe die BBC informiert, dass ich morgen Abend nicht bei MOTD auftreten werde", sagte Shearer in einem Tweet. Der 59-jährige Wright schrieb: "Jeder weiß, was 'Match of the Day' für mich bedeutet, aber ich habe der BBC mitgeteilt, dass ich die Sendung morgen nicht machen werde. Solidarität."

Viel Kritik an der BBC in dem Fall kommt auch aus der Politik. "Als starker Befürworter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks möchte ich die BBC verteidigen können“, erklärte die scheidende schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon. „Aber die Entscheidung, Gary Lineker aus dem Programm zu nehmen, ist nicht zu rechtfertigen. Sie untergräbt die freie Meinungsäußerung angesichts des politischen Drucks - und es scheint immer der Druck von rechts zu sein, dem sie nachgibt".

Opposition wittert Ablenkungsversuch

"Die Regierung versucht, einen Schuldigen zu finden und von ihren eigenen schwerwiegenden Versäumnissen abzulenken", sagte Labour-Politikerin Yvette Cooper. Der frühere Labour-Chef Jeremy Corbyn meinte: "Gut gemacht, Gary Lineker, für das Einsetzen für Flüchtlinge. Gut gemacht, Ian Wright, für das Zeigen der Bedeutung von Solidarität." Der britische Starmoderator Piers Morgan schimpfte: "In Großbritannien ist es jetzt eine strafbare Handlung, seine Meinung zu äußern. Was für ein erbärmlicher Zustand."

Die BBC hat sich einer strikten Neutralität verschrieben. Lineker, der bei Twitter etwa 8,6 Millionen Follower hat, hat die konservative Regierung wiederholt kritisiert. Der Ex-Stürmer gilt mit einem Grundgehalt von 1,35 Millionen Pfund (1,51 Mio. Euro) als bestbezahlter BBC-Moderator.

(APA/dpa/Red.)

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