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Klima:Wandel

Grüner Kolonialismus: Geopfert im Namen des Klimaschutzes

Rentiere stehen vor den umstrittenen Windkraftanlagen in Storheia.
Rentiere stehen vor den umstrittenen Windkraftanlagen in Storheia.Heiko Junge/NTB/picturedesk
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Indigene und ärmere Völker fühlen sich von der Energiewende des Westens überrollt und beklagen die Rückkehr des Imperialismus in grün. Doch die Frage stellt sich überall: Was darf man und was muss man einer Gesellschaft zumuten, um das Klima zu schützen?

Was ist denn da passiert? Greta Thunberg protestierte dieser Tage vor dem Osloer Finanzamt gegen Windparks – Sitzstreik und Polizeieinsatz inklusive. Doch die Ikone der Klimaschutzbewegung hat nicht die Seiten gewechselt, sie kam zur Unterstützung der Sámi nach Norwegen. Das einzig anerkannte indigene Volk Europas kritisiert seit Langem schon, dass zwei Windparks ihre Rentier-Herden verängstigten und ihre jahrhundertealte Tradition zu leben bedrohten. 2021 gab der oberste Gerichtshof des Landes den Ureinwohnern Recht: Der Bau der 151 Windturbinen durch Fosen Vind sowie die dafür nötigen Enteignungen seien ungültig. Über 500 Tage ist dieses Urteil nun alt. Doch die beiden illegalen Windparks stehen immer noch – und Norwegen macht keine Anstalten, daran etwas zu ändern.

„Das ist grüner Kolonialismus in Reinform“, sagt Elle Merete Omma, hochrangige Vertreterin des Sámi High Council, zur „Presse am Sonntag“. Die Probleme der Energiewende würden just an jene Menschen ausgelagert, die am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen hätten. „Wenn wir nicht einmal dann unser Recht bekommen, wenn es uns vom Höchstgericht zugesprochen wird, wann dann?“, fragt sie.


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