Am Herd

Einmal noch "Engelchen flieg"

Wie leicht es doch ist, kleine Kinder glücklich zu machen. Ein bisschen Kitzeln, ein Eis im März, eine Runde „Engelchen flieg“. Und wie schwer ist es später.

Ich habe einen Vater mit seinem Kind gesehen. Es war Freitagvormittag und die beiden überquerten gerade den Ring beim Volkstheater, ich nehme an, er war Tourist, ich nehme an, seine Frau ging neben ihm, aber das weiß ich nicht, ich hatte nur Augen für ihn und seine Tochter: circa drei Jahre alt, mit schwarzen Rattenschwänzchen links und rechts, einer rot getupften Jacke, und wenn sie lachte, sah man ihre Milchzähne. Und sie lachte viel, denn ihr Vater, ach ihr Vater, warf sie in die Höhe, immer wieder warf er sie in die Höhe, hier auf dem Zebrastreifen zwischen Straßenbahnen und SUVs und anderen Touristen, und fing sie wieder auf.

Ich musste an Marlene denken, als sie in diesem Alter war, mit ihren braunen Locken und dem blaugrauen Vorderzahn, den sie sich am Küchenstuhl angeschlagen hatte, wie sie sich durchkitzeln ließ. Sie quietschte und quietschte und lachte und jauchzte und wenn ich aufhörte, rief sie „Mehr!“. Und natürlich machte ich dann weiter, ich konnte gar nicht anders. Oder an Hannah, mit der ich raufte, das hieß, ich musste sie packen und sie sich befreien, und ich hielt sie fest, und sie wand sich heraus, und ich fing sie wieder ein und so tobten wir im Bett herum, bis wir beide außer Atem waren. Und dann kam mein Mann und erzählte ihnen noch die Geschichte vom bösen Doktor Waldfrosch, der sie überreden wollte, lauter Unfug zu treiben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.