Migration

Am kalabrischen Strand der toten Kinder

Das tödliche Drama. Dutzende Menschen starben bei dem Bootsunglück vor der Küste bei Cutro, darunter viele Kinder.
Das tödliche Drama. Dutzende Menschen starben bei dem Bootsunglück vor der Küste bei Cutro, darunter viele Kinder.Reuters
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Immer mehr Migranten wollen über das östliche Mittelmeer nach Italien gelangen. Nahe Crotone endete das in einem Drama. Eine Reportage.

In Crotone nennen sie es den „naufragio dei bambini“ – den Schiffbruch der Kinder. Das Bootsunglück, bei dem vorvergangene Woche vor der kalabrischen Küste 72 Migranten und Flüchtlinge – darunter 28 Kinder – gestorben sind, hat ganz Italien schwer getroffen. Zeugnis davon trägt der Zaun vor der Sporthalle, in der die Leichen aufgebahrt sind: Er ist mit Blumen, Zeichnungen und Fotos der Opfer bedeckt. Vor ihm stehen unzählige Trauerkerzen. „Verzeiht uns“, steht auf einem der Plakate, „dass unser Strand eure Kinder nicht mit dem Leben, sondern mit dem Tod empfangen hat.“

Alle hier kennen den Strand, vor dem im Meer das Unglück geschehen ist: Er heißt Steccato di Cutro und liegt rund 30 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Crotone. Dass so viele Menschen gestorben sind, ist für die Einwohner unfassbar. Antonio de Biase (66), der an diesem Morgen seinen Hund am Lungomare spazieren führt, sagt: „Diese Tragödie ist uns allen sehr nahegegangen.“ Dabei blickt er auf das Meer, das ruhig vor ihm liegt. Der Himmel ist strahlend blau, fast wolkenlos. Nichts erinnert mehr an den nächtlichen Sturm, der vor zwei Wochen zu dem Unglück beigetragen hat.


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