Mein Montag

Geht Ihnen auch alles so furchtbar auf den Arsch?

Die Redensart "mir geht alles auf den Fuß" kommt offenbar nur sehr selten zum Einsatz.
Die Redensart "mir geht alles auf den Fuß" kommt offenbar nur sehr selten zum Einsatz.Clemens Fabry
  • Drucken

Nerven, Wecker, Sack – über eine Redewendung, die in vielen verschiedenen Varianten existiert.

Und, wo geht Ihnen alles so hin? Die erste Assoziation wird wohl sein, dass Ihnen etwas auf die Nerven geht. So ähnlich hat das schließlich auch schon Goethe 1774 in den „Leiden des jungen Werther“ geschrieben – er verwendete „das fällt ihr auf die Nerven“. Jeder Kontakt mit den empfindlichen Nervenenden ist unangenehm, ob da jemand darauf geht, trampelt, auf sie fällt, an ihnen bohrt oder auch sägt. Vielleicht kommt als zweite Variante der Geist ins Spiel, auf den Ihnen jemand geht. Womit wir die zwei naheliegenden Varianten geklärt haben, wenn Sie jemand stört oder Ihnen Unbehagen bereitet. Aber jeder von uns hat noch ein paar andere mehr oder weniger verbreitete Varianten dieser Redewendung im Talon.

Beliebt ist etwa der Keks (wobei es in Österreich eigentlich „Du gehst mir auf das Keks“ heißen müsste). Warum gerade Keks? Nun, es gibt die Vermutung, dass der englische Begriff „cake“, mit dem verrückte Menschen bezeichnet wurden, dafür Pate stand – und dass Keks dann quasi stellvertretend für den Kopf stand. Beleg dafür gibt es freilich keinen. Wahrscheinlicher ist, dass die Redewendung mit den Nerven oder dem Geist einfach modifiziert und mehr oder weniger passende Begriffe eingesetzt wurden. Etwa Körperteile wie der Arsch, die Nüsse vulgo Eier bzw. der Sack. Teile der Bekleidung wie (Schnür-)Senkel oder Socken. Oder Dinge, die einen gelegentlich selbst nerven, etwa der Wecker oder als Teil davon der Zeiger. Auch Varianten wie Docht, Kranz oder Ketten sind überliefert, bis hin zu Namen – wobei „Du gehst mir auf den Seppl“ vermutlich eher regionale Bedeutung hat.

Als jugendsprachliche Abwehrfloskeln werden die Varianten auch bezeichnet, die mit einem gewissen Sprachwitz verändert werden. Vermutlich gibt es noch viel mehr davon. Also, wo geht Ihnen denn alles so hin?

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2023)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.