Markus Glocker verbindet in New York Frankreich mit Wien. Sein neues Lokal, das Koloman, schlägt derzeit Wellen auf beiden Seiten des Atlantiks.
Ein verregneter Februarabend in Midtown Manhattan, die U-Bahn ist in der Rushhour steckengeblieben, und ich bin zu spät für das Abendessen mit meiner Schwester, die gerade aus Wien angekommen ist. Wir gehen „zum Österreicher“, was nur halb stimmt, denn eigentlich ist das Koloman ein Franzose mit österreichischem Einschlag; doch fast das ganze Restaurantteam kommt aus Österreich, und meine Schwester kommt aus Österreich, und ich komme aus Österreich, und während ich bei Rot über den Zebrastreifen haste, blicke ich plötzlich nach oben, und mir fällt auf, dass die Häuser an der Ecke zum Lokal, am Broadway und der 29. Straße, aussehen wie eine Kreuzung aus Fin-de-Siècle-Paris und Jugendstil-Wien, also genau so wie auf der Porzellangasse. Vielleicht halluziniere ich auch, in der U-Bahn steckenzubleiben – not one of my favourites. Ich denke an ein Glas Grünen Veltliner, den die New Yorker „Gruner“ nennen und der im Koloman nicht nur aus Österreich, sondern unter anderem aus dem Westen der USA kommt, und an meine wartende Schwester, der ich gleich erklären muss, warum ich sie ausgerechnet in New York auf ein Schnitzel schleppen will.

Alle wollen hin
Denn es ist so: Erst war es ein Freund in New York, einer der Glücklichen, der im Dezember schon im Koloman einen Tisch ergattert hatte; ob Karottenschnaps denn eine österreichische Spezialität sei, erkundigte er sich per SMS. Dann waren es Freunde aus London, dann welche aus Wien, die mit großen Augen fragten, ob ich denn schon dort gespeist hätte, im Koloman. Die Debatte, wie man dort einen Tisch ergattern könnte – vielleicht sei eine Reservierung zum Brunch ja leichter zu haben? –, begleitete mich im Jänner vom Abendessen in Kate Telfeyans Porcelain in Ridgewood (wir verspeisten einen unter einem Berg von Kräutern und frisch gehacktem Chili herauslugenden gegrillten Wolfsbarsch) zum samstäglichen Late-Night-Ausstellungsbesuch im Metropolitan Museum (eine neu eröffnete Schau dänischer Malerei war, wie man auf Englisch so schön sagt, eher underwhelming, der Dirty Martini bei Donohue’s Steak House ein paar Blocks weiter südlich hochverdient).