Japan

Er kämpfte mit Worten gegen den Krieg: Nobelpreisträger Kenzaburo Oe ist tot

Kenzaburo Oe spricht auf einer Anti-Atom-Demonstration (2014).
Kenzaburo Oe spricht auf einer Anti-Atom-Demonstration (2014).(c) imago images/Xinhua (imago stock&people via www.imago-images.de)
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Der Schriftsteller und Pazifist erzählte vom Zweiten Weltkrieg in japanischen Dörfern, legte sich mit der Kaiserfamilie und Nationalisten an. Und er geißelte den Umgang mit geistig Behinderten: Wäre es nach den Ärzten gegangen, sein Sohn hätte sterben müssen, heute ist er Komponist.

Im Jahr 1960 wurde der japanische Kaiserpalast durch linke Rebellen gestürmt, der Tenno, also der Kaiser, und seine Familie wurden enthauptet. Das geschah freilich nicht real, sondern in der Geschichte „Furyū mutan“ von Kenzaburo Oe, einem entschiedenen Kritiker des japanischen Tenno-Systems. Viele reagierten empört, ein Jugendlicher drang sogar in den Verlag ein, tötete eine Angestellte und verletzte die Frau des Verlagsleiters schwer.

Kenzaburo Oe, der nun im Alter von 88 Jahren verstorbene Literaturnobelpreisträger, hat auch außerhalb seiner Literatur viele verbale Kämpfe ausgefochten - und zwar als engagierter Pazifist und Atomgegner. Als Kritiker des japanischen Nationalismus wurde er von Ultranationalisten bedroht, ehemalige Armee-Kommandanten und Hinterbliebene verstorbener Soldaten warfen ihm in den Nullerjahren Verleumdung vor und prozessierten gegen ihn. Er lehnte nicht nur Kernwaffen, sondern auch eine Armee zur Selbstverteidigung ab und berief sich dabei ausgerechnet auf eine Passage der 1946 verabschiedeten japanischen Verfassung.

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