Banken

Pleite im Silicon Valley lässt Bankaktien in Europa einbrechen

Nicht im Regen stehen lassen wollen US-Regierung und US-Notenbank zumindest die Kunden der in die Pleite gerutschten SVB.
Nicht im Regen stehen lassen wollen US-Regierung und US-Notenbank zumindest die Kunden der in die Pleite gerutschten SVB.APA/AFP/Getty Images
  • Drucken

Obwohl die US-Regierung sämtliche Einlagen der in die Pleite gerutschten Silicon Valley Bank (SVB) sichert, ist die Nervosität an den Märkten am Montag groß. Auch in Europa liegen die Aktien von Finanzinstituten deutlich im Minus.

Ein Minus von acht Prozent bei der Bawag, knapp sechs Prozent bei der Erste Group und immer noch beinahe vier Prozent bei der zuletzt aufgrund ihrer Russland-Geschäfte ohnehin bereits kräftig unter die Räder gekommenen Raiffeisen Bank International (RBI). Die Pleite des Startup-Finanzierers Silicon Valley Bank (SVB) am Wochenende hinterlies auch in Europa am Montag kräftige Spuren. Noch schlimmer als die heimischen Institute erwischte es beispielsweise die Commerzbank in Deutschland, die am Vormittag zeitweise sogar mit fast zwölf Prozent im Minus lag.

Die größte Pleite einer Bank seit der Finanzkrise vor 15 Jahren hat weltweit die Sorge groß werden lassen, dass es erneut zu einer Ansteckung des europäischen Finanzsektors kommen könnte. Wie sehr diese Gefahr droht, darüber sind sich die Experten jedoch uneinig. Denn einerseits besteht das Problem, dass in Folge der Zinswende Staatsanleihen massiv an Wert verloren haben, auch in der Eurozone. Die SVB war in der Vorwoche aufgrund des großen Abzuges von Einlagen jedoch auch gezwungen, diese Anleihen nun mit Verlust zu verkaufen.

US-Notenbank hilft mit Milliarden

Um das zu verhindern erklärte die US-Notenbank Fed nun, dass sie durch ein neues „Bank Term Funding Program“ Banken unterstützen wolle, dass solche Notverkäufe von Anleihen nicht mehr notwendig werden. Konkret können die Institute stattdessen Kredite im Ausmaß des Nominalwertes der Anleihen für die Laufzeit von einem Jahr aufnehmen. Der dafür notwendige Fonds soll mit 25 Milliarden Dollar dotiert werden.

Damit übernimmt nun die öffentliche Hand einen Teil des Risikos der Banken. Laut Kritikern handelt es sich dabei um eine Art „Hintertür-Subvention“ für ein fehlgelaufenes Risikomanagement. Schon zuvor erkärten US-Finanzministerin Janet Yellen, Notenbankchef Jerome Powell und die US-Einlagensicherung FDIC, dass alle Einleger der SVB vollständig geschützt würden und ab Montag auf ihr gesamtes Geld zugreifen könnten. Eigentlich gelten in den USA nur Beträge bis 250.000 Dollar von der Einlagensicherung geschützt. Das wäre vor allem bei SVB ein Problem, weil dort viele Start-Ups ihre Firmenkonten haben, auf denen oft höhere Beträge liegen.

Die Regierung wollte so auch verhindern, dass es bei anderen Banken zum Abzug größerer Geldbeträge kommt. Eine ähnliche Regelung gilt nämlich auch für die Signature Bank in New York, die am Sonntag von der staatlichen Zulassungsbeghörde geschlossen wurde. US-Präsident Joe Biden erklärte, die Menschen bräuchten sich um ihre Einlagen nicht zu sorgen. Er kündigte außerdem Konsequenzen für jene an, die die Turbulenzen ausgelöst hätten. 

Warum die Silicon Valley Bank in die Pleite schlitterte

Die kalifornische Bank war vor allem für Start-Ups tätig. Diese leiden aufgrund der Zinswende derzeit darunter, dass sie schwieriger an Neufinanzierungen kommen. Daher reduzierten sie in jüngster Zeit ihre Bankeinlagen, um Geld für das operative Geschäft zu haben. Das führte wiederum dazu, dass die Bank Assets verkaufen musste, um genügend Liquidität für die Auszahlung dieser Einlagen zu haben. Und hier kam es zum Problem für die Bank: sie hatte in den vergangenen Jahren ihr Geld vor allem in Staatsanleihen geparkt. Und die dabei gekauften Papiere haben aufgrund der Zinswende nun stark an Wert verloren. Beim Verkauf wurden diese Verluste realisiert, weshalb die Bank in Schieflage geriet. Das wurde bekannt, weshalb Kunden aus Sorge noch mehr Geld abzogen. Die Bank geriet in einen Strudel, der sie schlussendlich in die Pleite zog.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Geldpolitik

Wie die US-Politik nun eine Bankenkrise verhindern will

Alle Einlagen sollen vollständig gesichert werden, Banken in Liquiditätsnot sollen schnelle Hilfe bekommen können.
Börsenreport

Pleite im Silicon Valley macht Anleger an Europas Börsen nervös

Europäische Bankentitel stürzen ab und die Reputation der Credit Suisse sinkt weiter.
Ein Mitarbeiter betritt die Signature Bank. Sie ist die dritte US-Bank binnen Tagen, die in Turbulenzen geraten ist.
Banken

US-Bankenkrise weitet sich aus: Nächste Bank kollabiert

In den USA sind innerhalb von nur einer Woche drei Banken in die Schieflage geraten. Am Sonntag ist auch die Signature Bank von den Aufsichtsbehörden geschlossen worden. Zu den Kunden gehört auch US-Kryptobörsenriese Coinbase.
Leitartikel

Banken retten oder Inflation bekämpfen? Beides wird schwierig

Die Notenbanken haben den Markt lang in Sicherheit gewiegt: Welche Krise auch komme, sie würden den Geldhahn öffnen. Darauf hatte die Silicon Valley Bank zu stark vertraut.
Die Silicon Valley Bank legt die zweitgrößte Pleite der US-Geschichte hin
Finanzmarkt

Größte Bankenpleite seit 2008: Die Finanzwelt ist nervös

Die Silicon Valley Bank legt die zweitgrößte Pleite der US-Geschichte hin - und den größten Kollaps seit der Finanzkrise 2008. Die US-Notenbank kündigt die Absicherung aller Einlagen an. Droht eine weltweite Bankenkrise?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.