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USA garantieren Bankeinlagen: Lässt die US-Notenbank nun die nächste Zinserhöhung ausfallen?

In den USA läuft nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank ein Rettungsprogramm an.
In den USA läuft nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank ein Rettungsprogramm an.Getty Images
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Fed startet neues Kreditprogramm mit günstigen Konditionen. Eine Kursgemetzel an den Börsen konnte vorerst verhindert werden. Die Aktien stiegen sogar leicht. Wird nun die nächste Zinserhöhung abgesagt?

Nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank arbeiteten die US-Behörden am Sonntag mit Hochdruck daran, die Nervosität bezüglich der Gesundheit des Finanzsystems einzudämmen. Dazu führten sie ein neues Programm für Banken ein, das nach Angaben von Fed-Offiziellen groß genug ist, um die Einlagen der Amerikaner zu garantieren.

Das Finanzministerium, die Federal Reserve und die Einlagensicherung Federal Deposit Insurance Corp. (FDIC) gaben am Sonntag eine gemeinsame Erklärung dazu heraus, wie nach dem SVB-Kollaps die Zuversicht in das Bankensystem gestärkt werden soll. Die Besorgnis hatte gestern neuen Schub durch die Nachricht erhalten, dass die Aufsicht die New Yorker Signature Bank geschlossen haben.

Zur Begrenzung der Ausstrahlungseffekte wurden die Regulierungsbehörden in mehreren Bereichen zugleich aktiv, berichtet Bloomberg:

Kredithilfen für Banken

Die FDIC erklärte, die SVB werde auf eine Weise abgewickelt, die “alle Einlageninhaber vollständig schützt”. In ähnlicher Weise sollen “alle Einlageninhaber” der Signature Bank geschützt werden.
Die Fed führte ein neues “Bank Term Funding Program” ein, das den Banken einjährige Kredite zu günstigeren Bedingungen als üblich gewährt.

Die Fed lockert zudem die Konditionen für die Kreditvergabe über das “discount window”, ihre wichtigste Direktkreditfazilität, die etwa der Spitzenrefinanzierungsfazilität der Europäischen Zentralbank entspricht.
Das Hauptaugenmerk der Aufsichtsbehörden liegt offenkundig darauf sicherzustellen, dass die Einleger — sowohl Unternehmen als auch Private — ihre Gelder zurückerhalten. Das soll einen Ansturm auf die Banken vermeiden, der das Risiko einer Rezession erhöhen könnte — zu einer Zeit, in der Fed die Zinssätze weiter anhebt, um die Inflation einzudämmen.

In Großbritannien begann der Montag mit der Ankündigung der HSBC, den britischen Zweig der Silicon Valley Bank zu übernehmen. Dies war der Höhepunkt eines Wochenendes, an dem Minister und Banker in London verschiedene Möglichkeiten ausloteten, um den Zusammenbruch der SVB-Einheit abzuwenden.

Aktienkurse steigen Montagfrüh

Die von Maßnahmen zur Stützung des Finanzsektors trieben US-Aktienfutures und Treasuries nach oben. Kontrakte auf den S&P 500 lagen um 7:27 Uhr in London um 1,5% höher. Bankaktien waren vergangene Woche so stark eingebrochen wie seit dem Pandemieschock im März 2020 nicht mehr.

US-Finanzministerin Janet Yellen sagte, die am Sonntag ergriffenen Maßnahmen würden “alle Einleger” schützen und signalisierte damit auch Hilfe für diejenigen, deren Konten die typische Schwelle von 250.000 Dollar für die FDIC-Versicherung überschreiten.

Die Fed erklärte, dass die neue Fazilität im Rahmen der Notfallbefugnis der Fed eingerichtet wird, die ein so breit angelegtes Programms unter “ungewöhnlichen und dringenden Umständen” ermöglicht. Das US-Finanzministerium stellt bis zu 25 Milliarden Dollar aus dem Devisenstabilisierungsfonds für das Programm zur Verfügung stellen, wobei die Fed nicht damit rechnet den Betrag zu benötigen.

Risiken sind „ungewöhnlich und dringend"

Im Rahmen des neuen Programms, das Kredite mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr vorsieht, werden die Sicherheiten zum Nennwert bewertet, so dass Banken mehr als üblich für die Wertpapiere erhalten können — etwa für Treasuries, die im Wert gesunken sind, weil die Fed die Zinssätze erhöht hat. Normalerweise vergibt die Fed im Rahmen des “discount window” Geld mit einem Abschlag auf die als Sicherheiten gestellten Vermögenswerte.

Das Notkreditprogramm ist “ein Eingeständnis nicht nur des systemischen Risikos, sondern auch der Tatsache, dass die Risiken so ungewöhnlich und dringend sind, dass die Nichtinanspruchnahme dieser Liquidität eine Finanzkrise auslösen könnte”, so Peter Conti-Brown, Professor an der Wharton School der University of Pennsylvania.

Die US-Behörden betonten, dass die Steuerzahler nicht für den Schutz der Einlagen von SVB und Signature aufkommen würden. Finanzministerium und Fed wiesen die Interpretation zurück, dass die Banken gerettet werden. Vielmehr werden Aktionäre und bestimmte ungesicherte Gläubiger leer ausgehen und sei das Management entlassen worden.

US-Präsident Biden meldet sich rasch zu Wort

US-Präsident Joe Biden erklärte am Sonntagabend, dass die Lösung “amerikanische Arbeiter und kleine Unternehmen schützt und unser Finanzsystem sicher erhält”. Er meldete sich somit rasch zu Wort. Nicht so wie einst George W. Bush, der sich erst knapp eine Woche nach der Lehman-Pleite an die Öffentlich gewandt hat.

Am Montag forderte der US-Präsident, die Regeln für US-Banken nach dem Kollaps zu verschärfen. Biden wolle den Kongress und die Aufsichtsbehörden darum bitten. Es müsse vermieden werden, dass so etwas noch einmal passiere. Die US-Regierung habe schnell reagiert, deshalb sollten die Amerikaner darauf vertrauen, dass das US-Bankensystem sicher sei.

Prüfstein für Notenbank Fed

Für die Fed wird der Zusammenbruch zweier regionaler Großbanken ein Prüfstein für ihre Entschlossenheit sein, wenn sie ihre nächste Zinsentscheidung trifft. Fed-Chef Jerome Powell hatte erst letzte Woche die Tür für eine erneute Anhebung der Zinsen um 50 Basispunkte auf der geldpolitischen Sitzung am 21. und 22. März geöffnet. Die Turbulenzen im Bankensektor dürften die Hürde für einen solchen Schritt jedoch erhöhen.

Während die Ökonomen von JPMorgan ihre Prognose für eine Zinserhöhung um einen Viertelpunkt durch die Fed im März beibehielten, sagten ihre Kollegen von Goldman Sachs, dass sie nicht mehr mit einer Zinserhöhung rechnen.

Warum die Silicon Valley Bank in die Pleite schlitterte

Die kalifornische Bank war vor allem für Start-Ups tätig. Diese leiden aufgrund der Zinswende derzeit darunter, dass sie schwieriger an Neufinanzierungen kommen. Daher reduzierten sie in jüngster Zeit ihre Bankeinlagen, um Geld für das operative Geschäft zu haben. Das führte wiederum dazu, dass die Bank Assets verkaufen musste, um genügend Liquidität für die Auszahlung dieser Einlagen zu haben. Und hier kam es zum Problem für die Bank: sie hatte in den vergangenen Jahren ihr Geld vor allem in Staatsanleihen geparkt. Und die dabei gekauften Papiere haben aufgrund der Zinswende nun stark an Wert verloren. Beim Verkauf wurden diese Verluste realisiert, weshalb die Bank in Schieflage geriet. Das wurde bekannt, weshalb Kunden aus Sorge noch mehr Geld abzogen. Die Bank geriet in einen Strudel, der sie schlussendlich in die Pleite zog.

(Bloomberg)

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