Quergeschrieben

Einst stolze Arbeiterpartei, heute nur ein zerstrittener Bobo-Haufen

Heute vor 140 Jahren starb der linke Chefideologe Karl Marx, der mit Friedrich Engels „Das kommunistische Manifest“ schrieb und ein grauenhafter Antisemit war.

Ja, schon spannend, ob die SPÖ bei ihrer Präsidiumssitzung am Mittwoch einen auf Knittelfeld macht und als Kollateralschaden der Befindlichkeitsduelle sowohl Pamela Rendi-Wagner als auch Hans Peter Doskozil mit einer eigenen Kleinpartei dastehen? Es schmerzt, dass die einst stolze Arbeiterpartei im 135. Jahr ihres Bestehens ein zerstrittener Bobo-Haufen ist, der das Wort „Freundschaft“ für eine gefährliche Drohung hält. Bekanntlich ist das S vor PÖ schon 1991 von sozialistisch auf sozialdemokratisch weichgebürstet worden; immerhin war die Doktrin des Austromarxismus noch bis in die 1970er-Jahre hochgehalten worden, am rechten Rand etwa von Karl Renner, der seinerzeit Ignaz Seipel, den christlichsozialen Bundeskanzler der Ersten Republik, in lupenreinem Antisemitisch als „Judenliberalen in der Soutane“ und als „Vorkämpfer des jüdischen internationalen Großkapitals“ schimpfte.

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Apropos Austromarxismus und Judenhass: Vor genau 140 Jahren, am 13. März 1883, starb in London der erste kommunistisch-sozialistische Chefideologe, Karl Marx. Vierzig Jahre vorher – und fünf Jahre, bevor er gemeinsam mit Friedrich Engels „Das kommunistische Manifest“ veröffentlichte – legte Marx 1843 seine gruseligen Gedanken „Zur Judenfrage“ dar: „Welches ist der weltliche Grund des Judentums? Das praktische Bedürfnis, der Eigennutz. Welches ist der weltliche Kultus des Juden? Der Schacher. Welches ist sein weltlicher Gott? Das Geld. [...] Die Judenemanzipation in ihrer letzten Bedeutung ist die Emanzipation der Menschheit vom Judentum.“ Hannah Arendt nannte derlei Auslassungen in ihrem politischen Opus magnum „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ 1955 ein „klassisches Werk des Antisemitismus der Linken“. Auch der deutsche Politikwissenschaftler Konrad Löw skizziert in seinem „Rotbuch der kommunistischen Ideologie“ Marx und Co. als wackere Wegbereiter und -begleiter für Antisemitismus und Rassismus. So beschimpfte Marx Russen als „Hunde“, Kroaten und Tschechen als „Lumpengesindel“. Der israelitische Glaube sei „widerlich“, Parlamentarismus „demokratische Pissjauche“. Seinen aus einer kreolisch-karibischen Familie stammenden Schwiegersohn Paul Lafargue verhöhnte er als „Negrillo“ oder „Abkömmling eines Gorillas“. Den jüdischen Sozialistenführer Ferdinand Lassalle, dessen Schriften Marx nur lesen wollte, „wenn sie nicht nach Knoblauch duften“, titulierte Marx wahlweise als „Itzig“, „Jüdel Braun“, „Ephraim Gescheit“, „jüdischen Nigger“ oder „wasserpolackischen Juden“. Der solcherart geschmähte Lassalle wollte in Sachen Antisemitismus nicht nachstehen: „Ich liebe die Juden gar nicht, ich hasse sie sogar ganz allgemein.“

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